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Dienstag, 8. Januar 2019

Mittwoch, 7. Februar 2018

Wie man einen Fluch durchbricht

"Wenn du dich mit dem Teufel einläßt,
  verändert sich nicht der Teufel,
  der Teufel verändert dich."
  - aus dem Film "8 mm"

Kennen Sie das Gefühl, dass sich Ihr Leben ständig im Kreis dreht? Egal was man unternimmt – man hat das Gefühl gegen eine Kraft machtlos zu sein, die ständig auf einen einwirkt und unentwegt Schaden zufügt. Oft wird es gar nicht bemerkt, wenn negative Energien sich im eigenen Umfeld befinden. In unberechenbaren Momenten, scheinen sie an Kraft zu gewinnen und negativ auf uns einzuwirken. Solche unberechenbaren Vorgänge oder Energien, die sich an einen Menschen anhaften können, nennt man Fluch, Verwünschung, Bann oder Verhexung.

Was ist ein Fluch?

Wir Menschen leben in einem Meer von Energie. Jeder Mensch stellt eine Energieform dar. Ebenso ist jeder Gedanke eine „geformte“ Energie, die mit Informationen gespeist ist. Ein Fluch ist somit auch eine Energieform, die sich an einen Menschen anhaftet. Zu den Eigenschaften des Fluchs, einer Verhexung oder eines  Banns gehört die „Aufgabe“, die im zugeordnet wurde. Somit kann man sich einen Fluch wie einen Auftrag vorstellen, der mit einer Person, Organisation etc. verbunden ist. Da ein Fluch o.ä. grundsätzlich nicht aus der Liebe entsprungen ist, werden dabei negative und somit zerstörerische Energien gebunden. Ein Fluch kann wie ein liebloser, mentaler Auftrag verstanden werden, der stets darum bemüht ist, seinem Erzeuger „Freude zu bereiten“ und seinen Existenzanspruch in der Welt der Gedanken zu haben. Denn jeder Gedanke ist eine Energieform, die sich unter allen Umständen versucht mit Energie zu nähren und am Leben zu erhalten.


Entstehung von Flüchen oder Verwünschungen

Jeder Gedanke oder mentale Auftrag kann nur entstehen, wenn er einmal gedacht oder ausgesprochen wurde. Beim Entstehen eines Fluchs spielen die Gefühle eine wichtige Rolle! Je mehr Gefühle einem Gedanken zugeführt werden, desto intensiver ist seine Wirkung und seine eigene Kraft. Während Flüche meistens beiläufig, ohne große Bemühungen ausgesprochen werden, bekommen Verhexungen, Banne oder Verwünschungen ein Quäntchen mehr Potential, da sie mit größerer Intention umgesetzt wurden. Wie bereits erwähnt, erzeugt ein Gedanke eine Energieform. Fängt man an, diese Fluch-Energie zu nähren, indem man stetig gegenüber einem Menschen negative Gefühle hegt, wächst diese Fluch-Energie zunehmend. Dabei versucht sie ihren Auftrag im weiteren Verlauf der Gefühle zu erfüllen und wendet sich an die verfluchte Person. Ist diese nun von „reinem Herzen“ also dem Licht zugewandt, so hat der Fluch kaum Wirkung und kann sich nur noch an seinen Erzeuger wenden, um dort seine „Wünsche zu erfüllen“. In dem Fall, in dem die verfluchte Person ebenfalls negative Absichten pflegt, sind auch ihre Umgebungsenergien auf der gleichen Schwingung des Fluchs und ziehen sich gegenseitig an. Daher kann im zweiten Fall der Fluch tatsächlich auf die verfluchte Person einwirken und dort versuchen ihren Auftrag zu erfüllen. Kehrt der Fluch auf den Erzeuger zurück, so ist er von seinem Potential meistens machtvoller, da er gleichartige negative Energieformen in seiner Umgebung an sich heranzieht und diese mitbringt.

Es gibt zwei Arten von Flüchen

  • selbst erzeugte
  • fremd erzeugte

Sind stärkere Kräfte am Werk, wie bei einer Verhexung oder dergleichen, so muss man sich darüber im klaren sein, dass jene erzeugte Energieaufträge meistens vom Wesen der Dunkelheit begleitet werden. Dämonen oder dergleichen arbeiten oft mit Menschen zusammen, die dunkle Praktiken durchführen. Somit sind die Angriffe, die auf Verhexungen etc. zurück zu führen sind, kraftvoller und verletzender. Es muss nicht immer eine Hexe sein, die einen Bann oder eine Verwünschung ausspricht, vielmehr kann es sich um einen ganz normalen Menschen handeln, der einfach negativ gestimmt und so von negativen Wesen beeinflussbar ist.



Sind stärkere Kräfte am Werk, wie bei einer Verhexung oder dergleichen, so muss man sich darüber im klaren sein, dass jene erzeugte Energieaufträge meistens vom Wesen der Dunkelheit begleitet werden. Dämonen oder dergleichen arbeiten oft mit Menschen zusammen, die dunkle Praktiken durchführen. Somit sind die Angriffe, die auf Verhexungen etc. zurück zu führen sind, kraftvoller und verletzender. Es muss nicht immer eine Hexe sein, die einen Bann oder eine Verwünschung ausspricht, vielmehr kann es sich um einen ganz normalen Menschen handeln, der einfach negativ gestimmt und so von negativen Wesen beeinflussbar ist.



Flüche erkennen

Ich kenne etliche Menschen, die mit ihrem Leben stets unzufrieden sind, und daher der Meinung sind, sie müssten verflucht sein. Nicht immer sind Flüche die Grundlage für die eigene Misere. Vielmehr können auch wir selber an unserem Unglück verantwortlich sein, da das eigene Karma in unser Leben mit einfließt. Auch andere Faktoren, wie der Einfluss von Fremdenergien aus der eigenen Ahnenreihe oder unserem direkten Umfeld kann für unsere Situation mitverantwortlich sein. Manchmal werden auch selber Gedankenformen erzeugt, die dafür sorgen, dass unser Leben von Negativeinflüssen durchzogen ist. Es ist notwendig, die eigenen Gefühle in solchen unberechenbaren Negativ-Situationen zu prüfen, um die Ursache besser zu verstehen. Zudem kann ein Fluch auch dazu führen, die eigenen Gefühle selber zu überdenken und an sich selber zu arbeiten. Meistens erkennt man einen Fluch daran, dass...

  • sich Situationen wiederholen
  • die eigenen Gedanken nicht auf die Situationen zurückzuführen sind (das Gesetz von Ursache und Wirkung ist nicht auf sich selber zurückzuführen)
  • die Situationen über Generationen hinweg sich ähneln (Familienfluch)
  • keine Besserung der Situation in Sicht erscheint
  • Energien aus dem eigenen Umfeld gezogen werden – man fühlt sich schlapp, kraftlos

Maßnahmen gegen einen Fluch

Flüche, Verhexungen, Verbannungen oder Verwünschungen sind in vielen Fällen Fremdenergien! Fällt ein Fluch auf den Erzeuger zurück, so handelt es sich sogar um „eigene Energien“. Auch wenn Fluch-Energien stets nach etwas Schlechtem trachten, so sehnen sie sich insgeheim nach Energie und Liebe. Eine Rückkehr zur universellen Schöpfungskraft stellt für einen Fluch die Erlösung dar. Wenn man sich vorstellt, dass der Fluch speziell durch negative Energien zum Leben geweckt wurde, so ist es logisch, dass er nur durch Licht und Liebe erlöst werden kann. Jede weitere negative Energie würde ihn wachsen lassen und machtvoller werden. Fühlt man sich nun selber verhext oder verflucht, ist es von großer Wichtigkeit, die Sache mit Liebe und Feingefühl anzugehen. Wer gerne mit Heilzeichen arbeitet, kann auch das Sinuszeichen dafür hernehmen. Dieses wandelt eine Energieform in seinen Gegenpol um. Dazu schreibt man einen Zettel mit der Anweisung, wer verflucht oder verhext ist und malt darüber dieses Sinuszeichen. Zwei Striche vor dem Zeichen verstärken seine Wirkung. Es gibt etliche Heilzeichen, die sich mit Sicherheit dafür eignen, einen Fluch oder eine Verwünschung umzukehren, die eigentliche Grundarbeit sollte dennoch mental folgen. Daher empfehle ich jedem, das eigene Energieumfeld zu prüfen und Flüche zu entfernen mental aufzulösen.

Gelegentlich erhalte ich E-Mails von Lesern, die mich fragen, ob man selber einen Fluch lösen kann oder nicht. Prinzipiell kann jeder einen Fluch lösen. Dennoch sollte man unter Umständen etwas Erfahrung mit geistiger Arbeit haben, bevor man sich daran wagt einen Fluch selber zu lösen.

In diesem Artikel hatte ich bereits erläutert, dass ein Fluch eine Art „geistigen Auftrag“ darstellt, der nur am Leben erhalten werden kann, wenn man ihn mit Energie nährt. Hat man genug Erfahrung mit geistiger Arbeit, so ist das Lösen eines Fluches durchaus möglich.

Ist man jedoch unerfahren, und nährt einen Fluch mit Angst oder Wut, weil man damit nicht klar kommt, dass man verflucht wurde, so kann dieser Fluch an Kraft gewinnen. Möchte man selber einen Fluch an sich lösen, muss man vor allem mit viel Liebe und Akzeptanz dem Fluch entgegen treten. Eine gewisse Distanz zum eigenen Problem ist dabei von großem Vorteil. Selbst wenn man ungefähr meint zu wissen, wer der Verantwortliche für diesen Fluch ist, sollte man versuchen Abstand zu nehmen und dem Absender verzeihen. Es ist oft von Vorteil, nicht darüber nachzudenken, wer für den Fluch verantwortlich ist. Zudem kann es natürlich sein, dass man selber zu geschwächt ist, um den Fluch selber zu lösen. In diesen Fällen rate ich dazu, sich beraten oder helfen zu lassen.


Wer jedoch meint, dass er mental über genügend Kraft verfügt und Erfahrung mit geistiger Arbeit hat, kann durchaus versuchen den Fluch selber zu lösen. Hat man es einmal geschafft, so verfeinert man die geistigen Fähigkeiten und schöpft neue Kraft aus diesem Erfolg!


Anleitung Fluch entfernen

Anbei möchte ich Ihnen noch eine einfache Anleitung an die Hand geben, wie Sie selber Flüche entfernen können. Wichtig ist vor allem Ihre mentale Verfassung. Gehen Sie solche Arbeiten nur an, wenn Sie sich mental gefestigt fühlen.

  • Eine entspannte Atmosphäre bei Kerzenlicht und Räucherwerk kann angestaute Energien um Sie herum lösen und helfen sich zu zentrieren.
  • Als nächstes sollten Sie sich erden, damit Sie bei der mentalen Arbeit am Boden bleiben! Halten Sie die Hände gegen den Boden gerichtet und denken Sie sich dabei, wie aus ihnen und Ihren Fußsohlen, sowie dem Steißbein Wurzeln in den Boden sprießen. Lassen Sie diese durch den Boden und durch alle Erdschichten hindurch wachsen, bis Ihre Wurzeln den Erdmittelpunkt erreicht haben. Dort angekommen sollten Sie Ihre Wurzeln fest verankern oder an eine Öse binden. Stellen Sie sich vor, wie aus allen Ihren Zellen nun Wurzeln gewachsen sind, und auch diese in der Erde verwurzelt sind. Anschließend lassen Sie Ihre Wurzeln größer und breiter werden, bis die ganze Erde mit Ihren Wurzeln verwachsen ist.
  • Nun stellen Sie sich vor, wie über Ihnen eine Lichtsäule oder Lichtkugel erscheint und stellen Sie sich in das Licht hinein oder holen Sie das Licht mithilfe Ihrer Hände zu sich heran. Fluten Sie Ihren Körper komplett mit diesem weißen Licht und umgeben Sie auch Ihre Aura mit diesem weißen Licht.
  • Im folgenden sollten Sie die Kraft der Liebe in Ihnen und Ihrem Umfeld aktivieren. Sagen Sie sich dazu folgendes:
„durch mich strömt die Kraft der unendlichen, bedingungslosen Liebe, die jede Dunkelheit auflöst.“
Sagen Sie den Satz dreimal. Wer gerne betet, kann auch ein Gebet dreimal aufsagen, um die positiven Energien im eigenen Umfeld zu stärken.
  • Um die Fremdenergien aus der Aura des Betroffenen zu entfernen, rate ich auf jeden Fall, mit der violetten Flamme fortzufahren. Gehen Sie dazu wie folgt vor: Stellen Sie sich eine violette Flamme vor und richten nun Ihre Handflächen gegen diese Flamme. Sagen Sie nun mehrmals begleitend dazu:
„Ich setzte alle meine positiven und negativen Gedanken, Energien und Emotionen, die mir gegenüber (oder Name einer Person) mit einem ausgesprochenen Fluch im Zusammenhang stehen in die violette Flamme.“
Spüren Sie dabei ruhig in Ihre Hände hinein. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Energie fließt, liegen Sie genau richtig, wenn nicht, so formulieren Sie den Satz um, bis es anfängt in den Händen zu kribbeln.
  • Wenn Sie die Arbeit mit der violetten Flamme beendet haben, können Sie mit dem „Zuführen von Licht“ weiter arbeiten. Sie stellen sich dabei vor, wie göttliches Licht von oben in Sie oder in die jeweilige Person einfließt und alle „Energiedefizite“ wieder auffüllt. Lassen Sie ruhig viel Licht fließen! Unterstützen können Sie dieses Vorgehen mit den Worten:
„Ich fülle die Lücken meiner Aura mit göttlichem Licht, das jeden Fluch an mir und um mich herum auflöst und machtlos macht.“
  • Nach diesem Vorgehen müsste Ihr Körper „rein“ von Flüchen sein. Es kann aber noch sein, dass einige Fluch-Energien noch in Ihrem Umfeld „herumschwirren“. Daher würde ich empfehlen im nächsten Schritt auch diese passiven Energien mit Liebe aufzulösen. Versetzen Sie sich dafür erneut in die Schwingung der Liebe indem Sie sich dreimal sagen:
„Ich bin unendliche bedingungslose Liebe“

Anschließend füllen Sie auch Ihre Umgebung mit dieser machtvollen Kraft der Liebe. Sagen Sie dazu
„Ich schicke unendliche, bedingungslose Liebe in jeden Raum und in jede Energie, die mich umgeben“ - bitten Sie dabei Gott oder Engel etc. Sie zu unterstützen und ihr Umfeld mit Liebe auszufüllen. Sagen Sie abschließend dreimal:
„Jeder Fluch, der von mir oder jemand anderem im Bezug auf meine Person ausgesprochen wurde, ist von seiner Aufgabe erlöst, mit der Kraft der unendlichen bedingungslosen Liebe ausgefüllt und vereint sich mit universellen von Liebe erfüllten Schöpfungskraft.“
Auch bei dieser Anweisung können Sie Gott oder seine geistigen Helfer um Unterstützung bitten.
Abschließend sollten Sie sich für die Hilfe bedanken und die Auflösung des Fluchs in Gedanken freudig entgegen nehmen. „Freuen Sie sich auch für den Fluch“, der nun von seiner Aufgabe erlöst ist, uns seinen Weg zu seinem Ursprung gehen kann.

Anmerkung zum Auflösen von Flüchen

Wenn Sie das Gefühl haben, ein Fluch hätte sich nicht nach der ersten Auflösung aufgelöst, so wiederholen Sie die Anleitung mehrere Male, bis Sie „Erleichterung“ verspüren. Wenn negative Lichtwesen an der Erfüllung eines Fluchs beteiligt sind, so geben Sie diesen den Hinweis, dass „Sie keine Macht mehr über die verfluchte Person haben, weil sich diese nun im Schutz des Lichtes oder Gottes steht.“ Manchmal fühlt man diese Anwesenheit eines negativen Wesens. Gewöhnlich verweilen sie nur dort, wo es einen Mangel an Licht und Liebe gibt.

Quelle: www.annatom.de (Originalseite ist offline)



Dienstag, 6. Februar 2018

Tagebuch eines Auftragskillers (Kurzgeschichte)


© 2006 + 2018



Zu meiner Person: Mein Name ist Markus Mosstard, doch Namen sind Schall und Rauch und tun hier nichts zur Sache.
Geboren wurde ich am 23.12.1966 in Frankfurt am Main als Sohn eines Schlossers und einer Sekretärin.

Ich war zwölf als meine Eltern sich 1979 scheiden ließen. Für mich brach eine bislang heile Welt zusammen. Mit dreizehn kam ich ins Internat. Viele meiner „Mitinsassen“ waren aggressiv, sadistisch oder zumindest verhaltensgestört. Ein Großteil hatte ähnliche oder gar schlimmere familiäre Hintergründe als ich. Manche waren echte „Troublemaker“. Das ging von –aus heutiger Sicht- harmlosen Jungenstreichen über Weglaufen (wir nannten es immer „Ausbruchsversuche“) bis hin zu Vandalismus, Diebstahl und schlimmerem.

Es waren zwar die frühen 80er, aber es war auch ein strenges, katholisches Haus. Die Erzieher waren keine Pädagogen, sondern „Aufseher“. Entsprechend drakonisch fielen auch die Strafen fürs „Scheißebauen“ aus – erst recht für notorische „Wiederholungstäter“ . Die Prügelstrafe war zwar offiziell abgeschafft, aber in leeren Klassenzimmern und hinter verschlossenen Türen gab es keine Zeugen (außer Gott?).

Es waren harte zwei Jahre, obwohl ich mich nach Möglichkeit immer aus allem Ärger rausgehalten habe.

Den Rest der Zeit besuchte ich noch zwei weitere Schulen, wohnte weiterhin bei Mutter und erzielte die "Mittlere Reife". Und –entgegen dem Rat meiner „alten Dame“- begann ich keine Lehre und leistete statt-dessen direkt meinen Wehrdienst ab. Noch als Rekrut suchte ich mir meine erste eigene Bude im Frankfurter „East-End“. Mom fiel das Loslassen sichtlich schwer, doch ich wollte endlich auf eigenen Füßen stehen, frei sein!

Der Dienst an der Waffe verlief ohne Zwischenfälle und 1991 stand ich als „Ungelernter“ schließlich „auf der Straße“. Mit dem Gedanken an „Sozi“ konnte ich mich aber noch nie anfreunden, und so machte ich vom Entlassungssold wenigstens den „Taxischein“. Dass der Job so ziemlich das letzte und unterbezahlt war, war mir dabei klar - doch besser als gar keine Arbeit…

Tagebuch:

22.06.1991

Meine erste Nacht bei „Taxi Özgül“ war der blanke Horror. Ich war so angespannt, dass ich die einfachsten Wege vergaß und mir die kürzesten Strecken von den meisten Fahrgästen habe zeigen lassen müssen.
Nicht alle reagierten mit Wohlwollen oder Verständnis!

Als Fahrgäste hatte ich Reiche und "neureiche Snobs", für die Fahrer, besonders Taxifahrer der letzte Dreck sind. Dann Alkis und Asoziale, für die unsereins zwar auch Abschaum ist, über die ich aber mindestens genauso denke. "Ölaugen" und "Bimbos" sind geizig. Besonders bei den "Malachels" werde ich den Eindruck nicht los, dass die meisten lieber ihresgleichen als Fahrer gehabt hätten.

Na ja, die angenehmsten Fahrgäste auf meiner ersten Schicht waren immer noch Nutten und Junkies. Obwohl Huren entgegen meiner Erwartungen keine oder nur schlechte „Tips“ gaben, waren die meisten Pusher da gnädiger. Kurioserweise scheinen die immer ´n paar Mark auf Tasche zu haben. Studies und Schüler hatte ich natürlich auch dabei, als Nachtfahrer allerdings meistens „Partypeople“, und einige „Geschosse“ waren auch darunter
- mein lieber Scholli !!!

Ich hatte diese Nacht ca. 30 Fahrgäste. Habe versäumt, die Kollegen zu fragen, ob das für über die Woche viel oder wenig ist. Wenigstens war die Kasse ok – und das ist in diesem Job die Hauptsache (wusste gar nicht, dass Taxifahrer bei uns üblicher- weise auf Beteiligung fahren…).

Aber nun bin ich platt nach der 12-Stunden Nachtschicht!

Gute Nacht, Tagebuch.


04.07.1991

Heute habe ich eine persönliche Stammkundin von mir nach Hause gefahren. Es war wieder Yvonne, die Prostituierte, mit der ich mich ein wenig angefreundet habe. Sie bestellt mich immer persönlich. Die Zentrale schickt

mich dann auch weitere Strecken zu ihr, auch außerhalb der Frankfurter Stadtbezirke, die eigentlich gar nicht mehr das Revier unseres „Vereins“ sind. Da sie aber immer auf mich wartet, ist das kein Problem. Wie cool

wird es wohl sein, wenn der technische Fortschritt demnächst bezahlbare, kleine Funktelefone für jedermann ermöglichen wird, die auch nicht größer als schnurlose Festnetz-Teile sind, so dass man sie in die Jackentasche stecken kann. Dann könnten die Stammkunden, die ich bereits habe, mich direkt im Wagen anrufen und bräuchten nicht mehr den „Umweg“ über unseren Funk. Ich bin sicher, dass dies mir noch mehr Stammkunden einbringen würde.

Wie gesagt habe ich heute Yvonne gefahren. Sie war mal wieder in Bad Homburg. Als ich sie vor dem Kasino sah, machte sie ein besorgtes Gesicht. Sie erklärte mir dann, dass sie bis auf etwas Hartgeld all´ ihre Tageseinnahmen verzockt hatte – und das ist, soweit ich weiß, ´ne Menge Zaster!

Sie hatte auch kein "Plastikgeld" bzw. keine EC-Karte dabei.

Da hat sie mir etwas Ungewöhnliches vorgeschlagen: Sie bot mir an, mir den Rest ihres täglichen Koks-Vorrates zu geben und so quasi „in Naturalien“ zu bezahlen.

Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch nie „Nose-Candy“ probiert, aber ich weiß trotzdem dass es ein teures Vergnügen ist (1 Gramm derzeit ca. 80 DM) und daher habe ich bezahltechnisch erstmalig eine Ausnahme gemacht.

Die Wirkung war sanfter als erwartet. Bekannte haben mir das Gefühl als „zu gut“ beschrieben. Sie sagten, es sei stark euphorisierend und quasi ein „Ego-Potenzer“ - nicht ganz ohne Risiko. Noch vor Fahrtantritt habe ich


dann gemeinsam mit Yvonne mein erstes "Näschen" gezogen.

Nach 2-3 Minuten spürte ich ein leichtes Kribbeln in der Nase, dann strahlte dies etwas in den Stirnbereich. Als die eigentliche Wirkung einsetzte, machte sich ein warmes Gefühl in mir breit. Man kann es schwer beschrei-

ben, aber ganz so drastisch oder toll, wie man mir gesagt hatte, war zumindest das erste Mal nicht. Es wirkte bei mir ungefähr so: Ich wurde mild, verbindlich und verlor mein Pokerface - und ich wollte mich miteilen: quasseln, quasseln, quasseln („Laberflash“ nennt man das, glaube ich).

Also quatschte ich mit Yvonne während der gesamten Heimfahrt. Na ja, sonst quatschte ich ja auch mit ihr, aber wir haben ohne Ende gelabert, selbst als wir schon längst bei ihr vor der Tür standen.
Keine schlechte Erfahrung!

Habe noch einen Rest in der Tasche. Aber wenn´s alle ist – und ich die Kohle habe- werde ich mir sicher was nachkaufen.
Habe mir heute für alle Fälle mal ihre Nummer geben lassen.

(Hatte schon gehofft, sie würde mich auf ein Käffchen reinbitten, da ich ja zurzeit solo bin. Wie du weißt, liebes Tagebuch, bin ich ja optisch auch nicht gerade der Bringer – mit meiner Hühnerbrust und der Brille-, und gegen ein privates Quickie, auch mit ´ner Nutte, hätte ich nichts einzuwenden!)

Ach, eine Sache noch, bevor ich meine Aufzeichnung für heute schließe:

Nach dem Ziehen habe ich doch zugeben müssen, dass –obwohl Koks aufputscht- meine Fahrtüchtigkeit etwas beeinträchtigt war. Ich musste mich stärker als sonst konzentrieren, um nicht falsch abzubiegen oder über eine
rote Ampel zu fahren. Da ich niemanden gefährden möchte, und ich derzeit vom Fahren lebe, werde ich solche Späße zukünftig auf meine Freizeit beschränken.

Gute Nacht, Tagebuch.


11.10.1991

Das schöne am Taxifahren ist einerseits das typisch männliche Ausleben des Jagdinstinktes (wer kriegt die begehrte Fahrt, wer ist näher im Revier, wer kann als erster –möglicherweise von hinten in der Reihe- laden?)
und dass man interessante Menschen aus allen Lebensbereichen und sozialen Schichten kennen lernt.

Na ja, die negativen Aspekte, wie z.B. die lange Arbeitszeit, die schmale Kohle und teilweise unverschämte, meist alkoholisierte Fahrgäste sind dir ja schon bekannt, liebes Tagebuch.

Heute hatte ich aber einen interessanten Einsteiger auf der Bockenheimer Landstraße:
Ein seriös wirkender, grau melierter Mann im Anzug, die relativ kurzen Haare säuberlich nach hinten gekämmt.

Schnell kam ein netter „Smalltalk“ zustande. Irgendwann auf dem Weg zur Kaierstraße reichte er mir dann die Hand und meinte, er heiße Ronaldo, aber er wäre überall nur als Ronny bekannt.

Zuerst fragte er mich nur das übliche, wie „Wie lange machen Sie das schon?“ und blablabla. Meistens frage ich die Leute dann, was sie denn so beruflich machen. Seine Antwort war „Geschäftsmann“.

Die meisten „Business-People“, die ich fahre, sind distanziert und eher wortkarg, oder sogar arrogant. Ronny hob sich in dieser Hinsicht wohltuend von der Masse ab. So wie ich ihn jetzt kennen gelernt habe, scheint er
freundlich und verbindlich zu sein – auch gegenüber „nur“ einem Taxifahrer.

Er fragte mich noch, ob ich mich im Frankfurter „West-End“ nach einem hübschen Ladenlokal umsehen könne, denn er will wohl ein Restaurant eröffnen. Bei einer erfolgreichen Vermittlung würde mir eine Belohnung winken, zwinkerte er mir beim Aussteigen noch zu. Habe seine Nummer. Ach ja, er fragte mich noch, ob wir auch Kurierfahrten übernehmen würden, was wir ja tun.

Ich habe ihm meine Karte gegeben und ihn noch darauf hingewiesen, dass er mich auch persönlich über die Zentrale ordern kann, solange ich Dienst habe.

Gute Nacht, Tagebuch.


26.10.1991

Habe gerade, kurz vor Dienstende, ein nettes großes Lokal gesehen, das zu vermieten ist. Die Lage ist auch genau richtig. Auweia – ist bestimmt teuer! Na ja, Ronny sieht nicht gerade arm aus. Und außerdem: Wenn´s gut läuft. Aber egal –soll nicht mein Problem sein.

Werde ihn morgen mal anrufen. Vielleicht gibt´s ja bei Erfolg wirklich ein rundes Sümmchen. Wenn nicht, auch egal! Geschäftsleute kennen zu lernen ist nie verkehrt. Will mich sowieso lieber früher als später beruflich verändern. Taxifahr´n iss´n Scheißjob. Heute hat wieder so´n Penner nicht bezahlt – ist einfach abgehauen. Überfahren sollte man die Typen! Ich muss meinem Chef dann dafür geradestehen

Man lernt eigentlich schnell niemandem mehr wirklich zu vertrauen…

Gute Nacht, Tagebuch.


28.10.1991

Habe Ronny endlich an die Strippe bekommen. Er war hin und weg, dass ich mich tatsächlich um seine Sache gekümmert habe. Er wird sich den Laden mal ansehen. Aber er hatte noch was für mich. Hatte heute ja frei und mir die


Sache angehört.

Wow! – Riedbergallee! Wusste zwar schon, dass das ´ne gute Gegend ist, aber diese Villa mit dem schmiedeeisernen Tor, der großzügigen Einfahrt, mit schneeweißen Kieseln ausgelegt, und dem Springbrunnen in der Mitte war schon cool. Er war heute etwas legerer gekleidet, aber immer noch stilvoll und elegant. Ist übrigens Pfeife-Raucher. Schade, meine zwei Pfeifen verstauben im Regal. Das Taxigeschäft ist eher hektisch, mehr was für Kippe. Fast alle Kollegen rauchen - ich ja auch – und nicht zu knapp!

Ronny begrüßte mich freundlich und wir gingen in sein Arbeitszimmer. Irgendwie hat mich die Optik seines Büros jetzt nicht mehr überrascht: Ein Mahagoni-Schreibtisch mit Glasplatte, ein PC-Monitor und ein großes Ferrari-Modellauto darauf, geschmackvolle Kunstwerke und Bilder an der Wand.

Er wies mich an, mich in einen der großen braunen Ledersessel ihm gegenüber zu setzen. Sogar einen Drink hat er uns eingeschenkt.
Ein „Fahrer“ sei ihm ausgefallen, meinte er fast beiläufig. Und da ich ja auch Kurierfahrten übernehmen würde…

Es gab allerdings zwei „Haken“ bei der Sache:
Erstens musste es sofort losgehen und zweitens sollte ich keine Fragen über die Art der Fracht stellen.

Die Fahrt sollte nach Hamburg gehen. 500 Mark hat er mir für den Job geboten. Obwohl ich mir denken konnte, was in der länglichen, schwarzen Holzbox war, habe ich eingewilligt. Nachdem mir Ronny geholfen hatte, die schwere Kiste im Kofferraum meines rostigen GTIs zu verstauen, hat er mir dann 250 DM Anzahlung und mehr als genug Spritgeld in die Hand ge-

drückt.

Dann ging alles ganz schnell: Nach knapp 6 Stunden habe ich in Hamburg seinen Kontaktmann angerufen, wir haben die Ware umgeladen und ich die restlichen 250 Mäuse eingesackt. Das war schnell verdiente Kohle.!

Schade, dass es so spät geworden ist, hätte Ronny gerne noch angerufen, um ihm zu sagen, dass alles glatt gelaufen ist.

Ein bisschen stolz bin ich schon. Erstes selbst verdientes Geld, das diese Bezeichnung auch verdient!

Gute Nacht, Tagebuch.

03.01.1992

Ich spiele mit dem Gedanken das Taxifahren aufzugeben. Die Geschäfte mit Ronny laufen gut. Bin fast jede Woche für ihn unterwegs. Und da sich die "private" Kuriertätigkeit nicht immer nach meinem Dienstplan richten kann, habe ich mich schon mehrmals krank melden müssen.

Mein betagter Golf hat mich erst einmal im Stich gelassen, dennoch liebäugele ich mit der Anschaffung eines neuen

Wagens. Und obwohl ich Mercedes bisher immer spießig fand, so habe ich im „Hauptberuf“ die Vorzüge des „Guten
Sterns“ durchaus schätzen gelernt.

Na, vielleicht fahre auch ich demnächst so ein „Rentnerfahrzeug“ mit Wackeldackel und gehäkeltem Klorollenhal-ter auf der Hutablage („lach!“)

Gute Nacht, Tagebuch.

15.01.1992

Es ist schön, nicht mehr jede Mark dreimal umdrehen zu müssen. Kann mir jetzt auch fast jedes Wochenende Koks leisten.

Ein komisches Gefühl ist es aber schon manchmal, eigentlich stehe ich ja immer mit einem Bein im Knast, besonders bei den wenigen, riskanten Aufträgen, die bisher auch über die Grenze gingen, spüre ich jetzt noch mein Herzklopfen, besonders das Mal, als ich kontrolliert wurde. Sie haben zwar den Kofferraum durchsucht, aber die Ware war woanders versteckt. Schwein gehabt!

Aber ich habe glücklicherweise die Eigenschaft in Stresssituationen, zumindest nach außen, cool zu bleiben.

Ich bin wohl kein besonders guter Mensch, denn ich kann meinem Gegenüber in die Augen sehen und ihn dabei be-lügen. Komisch – eigentlich habe ich gar kein Unrechtsbewusstsein. Na ja, ermodern würde ich vielleicht niemanden...
Bin eben kein Malocher, eher ein Söldner, oder wie Yvonne: Verkaufe mich an den Meistbietenden, und der ist zurzeit eben Ronny bzw. sein „Verein“.

Aber gerne würde ich mehr machen, ans ganz große Geld rankommen. Das habe ich meinem Mentor auch schon oft gesagt. Manchmal glaube ich, dass sein Gehörgang beim Thema „Beförderung“ auf Durchzug schaltet.

Na ja, die Zeit wird's zeigen. Ich glaube sowieso, dass wir uns im Aufbruch in ein neues Zeitalter befinden.
Neue Postleitzahlen haben wir schon, neue DM-Banknoten kommen demnächst.

Ich muss Schluss machen – das Telefon klingelt.

Gute Nacht, Tagebuch.


13.06.1992

Seit einiger Zeit gibt es tatsächlich Funktelefone im „Handformat“, doch wirklich kompakt sind die klobigen Teile noch nicht.


Habe mir auch so eins gekauft.

Heute ist meine C-Netz Karte freigeschaltet worden. Der allererste Anruf kam übrigens von Ronny.

Trotz der verrauschten Sprachqualität konnte ich Stressmuster in seiner Stimme heraushören. Er sagte, sie hätten ein kleines Problem...

Werde morgen mal wieder zu ihm rüberfahren. Habe heute übrigens den Taxijob aufgegeben.

Gute Nacht, Tagebuch.


14.06.1992

War heute wegen dem Problem bei Ronny. Hat ein bisschen rumgedruckst. Schließlich meinte er, es gäbe Schwie-rigkeiten mit einem seiner Pächter. Der heißt Ernie und ist Betreiber des „La Chat“s in Hanau.

Bei Ernie sollte man allerdings nicht an die Sesamstraße denken - er ist zwar ebenfalls pummelig, aber keinesfalls ein lustiger, lieber Lausbube!

Das Problem ist, dass der „liebe Kerl“ seine Nutten schlecht behandelt, alles Geld verzockt oder versäuft und kaum noch Wechselgeld in der „Clubkasse“ lässt. Außerdem gibt's Probleme mit Lieferanten. Spirituosen kriegt er nur noch ganz normal im Supermarkt, oder Sachen, die „vom Laster gefallen“ sind.
Das alles wäre für meinen "Chef" ja noch hinnehmbar, nur leider hat Ernie seine Rechnung ohne den Wirt gemacht

-und der ist in diesem Fall Ronny, und die Rechnung ist schon über 3 Monate offen! Also knapp 10 Mille Aussenstände für die „Firma“.

Verträge im Milieu werden grundsätzlich per Handschlag gemacht. Sicherheiten gibt's üblicherweise keine – zumin-dest nicht in Form von Kautionen oder Hypotheken, und Kündigungen sind immer fristlos (!).

Was Ronny in diesem Fall brauchte, war ein „Rollkommando“. So mit „Basies“ rein und dann Entmietung zur Schadensbegrenzung. Drei Mann hatte er schon am Start. Aller guten Dinge sind zwar drei, aber desto mehr, desto besser, meinte er.

Na ja, obwohl Waffen zwar offiziell verboten waren, habe ich sogar noch einen echten, "Langen" aus Holz aus meiner
Taxizeit im Schrank. Mit dem könnte man sogar Baseball spielen. Moderne „Totschläger“ benutzen übrigens diese kurzen
Teile aus Metall, wie sie in Truckerkreisen üblich sind.

Also, ehrlich gesagt war mir schon ein bisschen mulmig zumute, denn mit Schlägereien habe ich bislang keine großen Erfahrungen gemacht. Aber da ich vor Ronny keine Schwäche zeigen will, habe ich schließlich zugesagt. Hoffentlich werde ich nicht auf meine Erfahrungen im Boxclub zurückgreifen müssen – und hoffentlich ist dieser Ernie nicht bewaffnet!

Apropos Waffen: „Chefe“ meinte noch, ich könne für alle Fälle morgen ja seine Ruger P95DC, ´ne 9mm-Wumme mitnehmen. Hat mich gefragt, ob ich damit umgehen könne. Junge, da war der Bund doch nicht völlig nutzlos! Morgen Abend geht's los.
Hoffentlich kann ich pennen – das Koks trägt auch nicht gerade zum Runterkommen bei!

Gute Nacht, Tagebuch.


15.06.1992

Habe schlecht gepennt. Mensch, ist mir die Düse gegangen!
Treffen um 21.00 Uhr bei Mäxchen in seinem Elektro-Laden.

Der hat übrigens so ´nen großen, amerikanischen Van mit 5,7 Liter V8-Maschine - ´ne echte Proll-Karre – tiefschwarz, mit Fantasy-Airbrush drauf und Fuchsschwanz!

Man nennt ihn im Milieu auch Max, den "Maurer" – wenn der tätowierte Zementsack zuschlägt, dann staubt´s ! Habe nochmal die 45er durchgeladen, gesichert und sie mir im Kreuz hinten ins Hosenrever geklemmt. Max schwört übrigens auf den "38er Special" von S&W, auch „Stupsnase“ genannt. Ich kenne diesen Ami-Polizeirevolver eigentlich nur aus den „Straßen von San Francisco“. Er hat sich bei seinem den Hahn abgesägt, eine beliebte Methode in Gangsterkreisen übrigens: Das ist, damit man beim In-die-Hose-stecken nicht hängen bleibt und sich versehentlich die Eier wegballert. Na ja, eigentlich ´ne altmodische Wumme. Revolver sind etwas aus der Mode, zwar verlässlich, aber ungenau und nur 6 Schuss (oder weniger) in der Trommel.

„Meine“ Ruger hat immerhin 15 Runden im Magazin. Und wenn man durchlädt und danach das Magazin wieder auf-füllt, hat man sogar 16 Kugeln zur Verfügung: fünfzehn im Magazin und eine im Lauf.

Gott sei Dank hatten wir heute Abend nicht schießen müssen, ist aber trotzdem alles andere als glatt gelaufen. Aber dazu später.
Wir haben uns vor der Aktion dann kollektiv noch mit „Schnüffi“ gestärkt.

Ach ja - außer Max und mir waren noch Andy und Winnie, auch Winnetou genannt, wegen seiner schwarzen, langen und glatten Haare (der sonnengebräunte „Goldkettchen-Stenz“ erinnert mich immer an Thomas Anders in den frühen 80ern!), dabei. Der „Häuptling der Apachen“ kennt natürlich keinen Schmerz – und auch keine Muffe. Obwohl: Wir sollten später eines besseren belehrt werden...

Auch Andy zeigte keine Nerven. Ist auch kein Wunder – wo bei anderen Hirn ist, gibt's bei dem nur Grütze.

Ich selbst war tierisch nervös, wollte mir aber nichts anmerken lassen – nach außen immer schön cool bleiben, nur keine Schwäche zeigen!


Im „La Chat" angekommen hatte ich die Arschkarte: Weil mich die Nutten dort - und vor allem Ernie- bisher nicht kannten, musste ich alleine vorgehen und die Damen sowie die Gäste diskret „evakuieren" bzw. herauskomplimentieren. Mit einem leisen „N´Abend" ging ich auf die älteste Frau im Raum, eine Thailänderin, die als einzige eingeweiht war, zu und gab ihr ein Zeichen. Sie sagte, dass Ernie gleich kommen müsse. Ich war super nervös, riss mich aber zusammen und schnappte mir die vier Mäntel der anwesenden Gäste. Ganz ohne eine offizielle Begründung ging´s leider nicht, also schob ich eine unmittelbar bevorstehende Razzia vor. Immerhin wurde jedem Herrn sein „Deckel" geschenkt und auf Wunsch ein Taxi gerufen. So standen wenige Minuten später vier enttäuschte Besucher und fünf Frauen auf dem Parkplatz des Clubs.

Der Thailänderin fiel plötzlich auf, dass ein Mädchen fehlte. Sie war mit nem Gast auf Zimmer 6. Wir hasteten die Treppe rauf und die „Puffmutti" klopfte. Nach einem kurzen „Moment" wurde entriegelt. Eine etwas ungehaltene Landsmännin von ihr öffnete die Tür einen kleinen Spalt. Ein Wortwechsel auf Thailändisch, aber immer noch keine Anstalten das Haus zu verlassen. Jetzt platzte mir der Kragen: Ich stieß sie beiseite und nahm mir den Freier zur Brust. Doch der war verständlicherweise nicht besonders begeistert und meinte, dass er dafür bezahlt habe und man ihm seine Kohle zurückgeben solle. Erst als ich ihm meine 9mm unter die Nase gehalten habe, schwang er die Hufe.

Wir also zu viert raus aus´m Haus. Der Typ war zwar noch am schimpfen, ist dann aber mit seinem Jaguar davongebraust.

Hab dem Trupp dann grünes Licht gegeben. Wir haben uns die Basies geschnappt und sind gemeinsam rein. Ich wollte mir gerade noch ´n Näschen ziehen, da hörten wir auch schon das Blubbern von Ernies ollem Camaro.

Der „Maurer" meinte noch, dass wir ihm das Reden überlassen sollten (Ey, wusste gar nicht, dass der Typ sprechen kann!).

Obwohl Ernie sich denken konnte, was im Busch war, als er uns sah, fragte der Typ auch noch blöd, „was denn hier für´n Film abliefe" und was seine Nutten auf dem Parkplatz zu suchen hätten.

Max direkt zu ihm hin und meinte, dass die Frist abgelaufen sei und wo die ausstehende Kohle bliebe. Dabei machte er noch so´n "Pinke-Pinke"-Zeichen mit den Fingern. Ernie nuschelte etwas in seinem hessischen Dialekt, das kaum zu verstehen war, dann dann fing er sich einen Schwinger in die Magengrube ein, sackte zusammen und der "Maurer" schubste ihn weg. Jetzt wurde Mäxchen lauter und verlangte "subito" nach den Schlüsseln. Ernie protestierte etwas kleinlaut und fragte nach Ronny von wegen reden und so. Max wollte gerade wieder loslegen, da ging die Türglocke. Ich direkt mit Andy ins Foyer. Auf dem Überwachungsmonitor war ein langhaariger, blonder Typ zu erkennen, den wir noch nie gesehen hatten. Im Club befand sich zusätzlich eine herkömmliche Gegen-

sprechanlage, also sagte ich ihm, dass geschlossen sei. Als er erwiderte, dass das Quatsch sein musste und er wissen wollte, wo Ernie sei, wurde uns klar, dass dies kein gewöhnlicher Gast sein konnte und er mit dem Dicken zusammen gekommen sein musste.

So ´ne Scheiße - das hatten wir nicht geplant! Auch wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Ernie ein Autotelefon besaß...

Da wir den Pächter jetzt schreien hörten, wurde unser Interesse wieder auf das Geschehen im Barbereich gelenkt. Ich wies Andy noch an, hinten zu bleiben und den Eingang zu bewachen sowie Bescheid zu geben, wenn der Typ verschwunden sei.

Zurück im Barbereich konnten wir Ernie mit voll dem roten Auge und einer bluttriefenden Nase in der Ecke kauern sehen. Noch bevor ich Max vom Störer an der Tür berichten konnte, kam Andy ganz aufgeregt zu uns und meinte, dass der Blonde zwar verschwunden sei, aber stattdessen zwei der Mädchen jetzt Sturm schellten. Der "Maurer" schickte ihn zurück zur Tür und befahl, die Weiber ja nicht rein zu lassen. Auch unser Dickerchen meldete sich wieder zu Wort - er versuchte wohl Zeit zu schinden bzw. ´ne linke Nummer mit uns abzuziehen, denn er stammelte, dass er die geforderten Schlüssel wohl im Wagen habe. Das war allerdings ne saublöde Lüge, denn wie sollte er denn sonst ohne zu klingeln reingekommen sein? Natürlich ließen wir uns keinen Bären aufbinden. Dann fiel dem Schlaumeier ein, dass er noch knapp zwei Mille im Camaro hätte.

Max meinte, dass Winnetou und ich mit ihm mitgehen sollten, um aufzupassen, dass er nicht abhaut.
Der "Maurer" durchsuchte in der Zwischenzeit die Räumlichkeiten und speziell das Büro nach weiterem Baren.

Als ich gerade die Klinke der Ausgangstüre in der Hand hielt, konnten wir hören, dass ein schwerer V8 angelassen wurde. Klang ganz nach Ernies Chevy - Scheiße, auch das noch! Als wir hinausstürmten, schickte uns der "Smallblock" noch jede Menge Qualm und Kieselsteine über die Hinterachse zum Abschiedsgruß. Ich ließ meinen Basie fallen und griff nach der Ruger. Aber bis ich die Waffe entsichert hatte, war der schwarze Wagen schon hinter dem Parkplatz-Tor verschwunden. Mann, ich war so auf 180, dass ich mir wieder meinen Knüppel schnappte und ihm dem Dicken direkt in den Wams knallte. Sein Gesicht verzerrte sich, er stöhnte, torkelte, ging aber nicht zu Boden.

Wir mit dem Schwein also wieder rein nach drinnen. Wir fanden Max im Büro, in der Hand hielt er bereits die mickrige Clubkasse.

Zugegebenermaßen etwas spät fiel mir ein, dass wir ja auch mal den Ernie selbst -zumindestens nach den Schlüsseln-durchsuchen konnten, was ich dann auch sofort tat: BINGO! - Da waren sie.
Der Typ meinte dann, wenn wir ihn laufen ließen, würde er uns zeigen, wo er im Keller noch Kohle gebunkert hätte.

Da hat sich das Mäxchen den Ernie einfach am Schlawickel gepackt und ihn Richtung Treppe geschleift. Ich direkt im
Windschatten, die anderen hinter mir.

Unten angekommen wurde das Schwein geschubst, so dass er stolperte und sich erst im letzten Moment an einem Regal fangen konnte, das dabei beinahe umgekippt wäre. Ohne große Verschnaufpause ging er in die Hocke und fing an, an einem Abflussrost zu fummeln. Was er jetzt darunter hervorzog, war aber kein Bares - nein! - Eine Eierhandgranate! Er zieht den Stift und schreit was von wegen "Raus aus meinem Laden, sonst nehme ich euch alle mit!" , oder so ähnlich. Mann, ich musste blitzschnell reagieren und habe ihm einen mit meinem Basie über die Rübe gezogen. Die Granate fiel zu Boden und wir rannten um unser Leben. Ich erreiche mit Max als erster die Stahltüre. Winnie stolperte und Andy stürzte sogar noch im Lager selbst. Nur Sekunden später, als wir schon fast die Treppe hoch sind, hören wir einen ohrenbetäubenden Knall. Putz bröckelt von der Decke und die FH-Tür wurde fast aus den Angeln gehoben. Ein mordsmäßiges Pfeifen im Ohr!

Wir sind zwar nicht zurückgegangen, aber es ist schwer davon auszugehen, dass auch Andy das Zeitliche gesegnet hat. Aber dies ist jetzt auch nicht mehr wirklich von Bedeutung. Auch weiß ich nicht, ob es klug ist, diese Aufzeichnungen -spätestens seit heute- fortzuführen... Na ja, wie dem auch sei.


"Winnetou" ist jedenfalls völlig ausgetickt. Er schrie die ganze Zeit, dass die beiden tot seien - der hätte uns mal was Neues erzählen sollen! Jedenfalls ist er völlig hysterisch wie ein kreischendes Waschweib davongelaufen. Spätestens als der "Maurer" jetzt einen Benzinkanister aus seinem Van holte, und mir schwante, was er vor hatte, wurde mir plötzlich klar, dass wir alle keine Handschuhe getragen hatten! Er wollte also die ganze Bude abfackeln - als ob das jetzt noch etwas ausgemacht hätte! Eine Schwachsinnsidee: wir waren doch nicht in so einem beschissenen Tarantino-Film...

Es hat mich schon einige Überredungskunst gekostet, dass Max wenigstens vorher das OK vom Chef einholen wollte. Er benutzte mein Funktelefon, das ich im Wagen gelassen hatte - und - Überraschung:

das OK kam nicht. Also keine "heiße Sanierung"...

Zu diesem Zeitpunkt waren noch zwei Nutten auf dem Parkplatz - der Rest war abgehauen. Wir waren ziemlich verdaddert und es wurde höchste Eisenbahn zu verschwinden, also schwangen wir uns in den Van. Wir waren gerade auf Höhe der Ausfahrt, da kam uns ein älterer S-Klasse Benz entgegen. Ich dachte erst, dass es ein Freier sei, doch dann sah ich die vier Gorillas darin. Woher kamen die denn so schnell?

Max gab Vollgas und rammte den Hobel am vorderen Kotflügel so schwer, dass wir entkommen konnten.
Das war knapp! Ich bin total fertig, Tagebuch! Bin mir nicht sicher, ob ich heute Nacht pennen kann.

Na ja, hab´ noch ´ne Flasche "Jackie" und etwas "Gras" am Start.

Gute Nacht!

16.06.1992

Habe heute lange mit Ronny über das Fiasko im "La Chat" geredet. Er meinte, dass ich mich den Umständen entsprechend korrekt verhalten habe und hat noch einen großzügigen Bonus draufgelegt.

Eine der Nutten hatte allerdings die Schmiere gerufen. Die waren gestern vor Ort in Hanau - und heute bei ihm. Wie gut, dass meine Fingerabdrücke bisher nicht erfasst wurden!

Ein bisschen Ablenkung kann sicher nicht schaden: werde mal ins Kino gehen - vielleicht am Montag, wenn Yvonnchen ihren "Freien" hat.

Werde mir auch mal ´n paar schnieke neue Anzüge kaufen.

Außerdem habe ich gestern in Bockenheim ´nen interessanten "Gebrauchten" gesehen: Ein schniekes, dunkel-blaues Mercedes-Coupé mit schwerer Maschine und geilen Alus!


21.06.1992

Ronny hat mich gerade angerufen: Sie haben Max verhaftet!

Obwohl wir davon ausgehen können, dass der Maurer dicht hält, war er sehr angespannt. Zu genau kann man am Telefon ja nicht werden und deshalb will er sich morgen mit mir treffen.

Habe mir heute übrigens auch das coole Benz-Coupé gekauft. Der Wagen muss nur noch zugelassen werden und morgen kann ich mir ihn in Bockenheim beim Händler abholen. Mal schau´n, wie ich da hinkomme - werde mich wohl von einem "Ex-Kollegen" fahren lassen...


22.06.1992

War heute bei Ronny. Auch Winnie, die Memme, war da.

Später, unter vier Augen, hat mir der Chef dann gesteckt, dass sie Mäxchen anhand der Fingerabdrücke und der Aussage einer der Nutten einkassiert haben. Sie hat der Polizei -und Ronny (!)- alles erzählt – zumindest alles, was sie mitbekommen hat...
Der Maurer sitzt in U-Haft, und in drei Tagen soll eine Gegenüberstellung stattfinden.

Eigentlich war Max ja immer "der Mann fürs Grobe", aber der ist ja nun dummerweise verhindert.

Die Alte - übrigens eine Asylbewerberin aus dem Senegal - muss zum Schweigen gebracht werden! Deshalb hat mir der Chef auch eine Plastiktüte mit folgendem Inhalt gegeben:
Eine 45er von "Colt" - rausgefeilte Seriennummer, Ersatzmagazin, Ersatzpatronen und sogar ein Schalldämpfer.

Außerdem hat er mir noch einen Zettel mit der Adresse von Yeke (so heißt die "Dame" also!) zugesteckt..

Ich meine, die Sache mit Ernie war schon krass - und stolz bin ich nicht drauf! Meine Nerven liegen immer noch blank, aber irgendwie kann ich mich mehr oder weniger damit "trösten", dass es im Zweifel wohl Notwehr war.
Auf der anderen Seite ist diese Denke wohl auch ein bisschen "Selbstbetrug",
denn schließlich bin ich, wenn auch nur indirekt, für den Tod zweier Menschen verantwortlich!

Gut, für Andy ist´s natürlich dumm gelaufen...

In der Sache mit Yeke hat mich Ronny natürlich direkt zugetextet von wegen ich sei
sein bester Mann, es sei meine Bewährungsprobe, ein rundes Sümmchen winke und "blablabla"...

Klar, Tagebuch, ich fühle mich natürlich irgendwie geschmeichelt,
und einen schönen Batzen Geld hat er mir auch geboten - aber das ist doch kaltblütiger Mord!!

Dennoch habe ich die Knarre mitgenommen, aber noch nicht zugesagt.
Ich muss nachdenken!!


23.06.1992

War heute tatsächlich mit Yvonne im Kino. Ich habe ihr Popcorn gekauft.

Sie fand das voll süß und fühlte sich wieder wie ein Teenager. Aber zum Flirten war mir heute wirklich nicht zumute

- ich war mit Gedanken ganz woanders. Ironie des Schicksals: Es gab einen Mafia-Film (!) Aber davon habe ich nicht viel mitbekommen...

Wir sind nachher noch zu mir.

Ich war schon geil auf sie - aber irgendwie hat mich der verdammte "kleine Freund" im Stich gelassen - war wohl zu viel Koks mit im Spiel!

Wir haben jetzt frühen Morgen. Yvonne schläft und ich sitze in der Küche während ich diese

Zeilen schreibe. Ich denke nach, mein Gedanken rotieren, und ich kann mich bis jetzt immer noch nicht entscheiden, ob ich´s tue. Obwohl - wenn ich´s nicht tue, stehe ich als Feigling da!

Ronny war gestern schon etwas komisch, und wenn ich nicht annehme, wird er wohl auch keine Jobs mehr für mich haben. Wovon soll ich denn dann leben?

Etwa wieder Taxi fahren oder zum Sozialamt??

Werde versuchen, wenigstens noch ein paar Stündchen darüber zu schlafen.

Gute Nacht!

25.06.1992

Ich muss wohl nach wie vor ein schlechter Mensch sein, denn ich habe es getan!!!

War gestern kurz bei Ronny und wir haben besprochen, wie und wo es ablaufen soll.

Ihr Gegenüberstellungstermin war erst um 17.00 Uhr, also habe ich ab ca. 3.30 Uhr in Sichtweite ihres Hauseinganges geparkt,
im Wagen gesessen und gewartet bis sie von ihrer "Schicht" nach Hause kam.

Um kurz vor 4.00 Uhr bog ein Taxi in den Lärchenweg ein, und ich habe mich vorsichtshalber geduckt.
Als das Treppenhauslicht wieder verloschen war, fuhr ich weg und parkte ein paar Straßen weiter.

Ich wartete zur Sicherheit noch mal eine knappe Stunde, während ich sehr angespannt war und eine nach der anderen qualmte...

Langsam aber sicher fingen meine Nerven an zu sirren und mein Herz klopfte mir bis zum Hals!

Eigentlich hätte ich noch länger warten sollen, aber ich hielt´s nicht mehr aus: Selbst auf die Gefahr hin, dass mein Opfer noch wach gewesen wäre, schritt ich zur Tat:

Ich streifte mir schon im Auto die eigens für diese Aktion im Drogerie-Markt gekauften, durchsichtigen Latex-Handschuhe über.

Die Straßen waren zwar leer, aber zur Vorsicht steckte ich die Hände in die Jackentaschen. Die 45er hatte ich mir wieder hinten in den Hosenbund gesteckt, der Schalldämpfer war in der Innentasche. Außerdem führte ich eine kleine amerikanische "Mag-Lite" mit.
Zuerst wollte ich ganz offiziell klingeln, mich als Bulle oder Feuerwehrmann ausgeben und irgendeinen Notfall als

Vorwand benutzen. Doch dann kam mir eine bessere Idee:

Ich schlich hinter´s Haus - und es gab tatsächlich Balkone; es waren vier an der Zahl - und ebenfalls vier Namen an den Klingeln. Bisher nirgendwo Licht, also ging ich wieder nach vorne und schellte bei meinem Opfer. Dann schlich ich mich zurück - und ich hatte direkt zweifaches Glück:

Erstens ging tatsächlich in einem Schlafzimmer das Licht an, und zweitens wohnte Yeke parterre und der Balkon war somit selbst für jemand ungeübten leicht vom Boden aus zu erreichen. Ich musste auch nicht wirklich einbrechen, denn aufgrund der hochsommerlichen Nachttemperaturen stand die Balkontür einen kleinen Spalt offen.

Ich wartete noch eine ganze Weile, auch nachdem das Licht wieder verloschen war.

Doch dann ging´s los: Ich schraubte den Schalldämpfer an, lud vorsichtig durch, sicherte aber vorerst noch die Waffe. Die Taschenlampe war griffbereit. Auch hatte ich mir für diese Aktion extra schwarze Klamotten und -Turnschuhe angezogen. Der Einstieg war kein Problem. Ich ging praktisch geräuschlos vor. Ein leises Knarren der Balkontür ließ sich leider nicht ganz vermeiden, obwohl ich sie nur wenige Zentimeter weiter öffnen musste, um hinein zu gelangen.

Gott sei Dank keine Unterbrechung ihres gleichmäßigen, leisen Schnarchens beim Betreten des Schlafzimmers. Ich dachte noch, sie könne jeden Moment von meinem schweren Atmen - und dem Klopfgeräusch meines Herzens aufwachen!

Ich trat näher ans Bett und nahm die Taschenlampe: Da lag die Schwarze friedlich schlafend unter einem dünnen Laken, ansonsten war sie nackt - ihre dunkelbraune Haut bildete einen auffälligen Kontrast zu der weißen Seide des Betttuches. Unter anderen Umständen hätte mich dies wohl nicht kalt gelassen!

Neben dem Kissen, auf dem sie schlief, lag noch ein weiteres:

Es war dreifarbig: rot, gelb und grün. Auf der Oberseite waren die Umrisse des Kontinents Afrika aufgestickt. Ich hatte schon in vielen Filmen gesehen, dass der Killer dies seinen Opfern

vor den Kopf hält, bevor er schießt. Also tat ich es genau so. Es ging alles ganz schnell: "Jetzt oder nie!", dachte ich noch kurz vor dem Abdrücken...

Ich hatte noch nie zuvor eine Waffe mit Schalldämpfer abgefeuert, aber das dumpfe Geräusch war mir bekannt. Um ganz sicher zu sein, drückte ich zweimal ab. Ich vergewisserte mich noch, dass sie auch wirklich tot war und entfernte das Kissen:

Ein Einschussloch war auf ihrer Stirn, die andere Kugel hatte den linken Augapfel durchbohrt - undeine eine blutdurchtränkte Daunenfeder klebte auf ihrer Stirn . Ich werde diesen Anblick nie vergessen!


Mir wurde übel und ich taumelte rückwärts. Ich überlegte noch, ob ich durch das Treppenhaus fliehen sollte, verließ das Schlafzimmer aber wie ich gekommen war.

Hinter dem Haus und auf dem Lärchenweg wurde ich wohl von niemandem gesehen. Erst kurz vor meinem Wagen begegnete mir ein rüstiger Rentner mit seinem Dackel. Ich habe den Frühaufsteher noch freundlich gegrüßt!
Auf dem Nachhauseweg habe ich die Knarre dann im Main entsorgt - und das nicht nur, weil ich vergessen hatte, die ausgeworfenen Patronenhülsen einzusammeln. Eigentlich schade um die Wumme- aber sicher ist sicher!

Bin jetzt zu Hause - und total fertig!

Mein erster Mord! - Ich habe es tatsächlich getan, es gibt kein Zurück mehr - ich habe wirklich einen Menschen getötet.

Der anfängliche Stolz über das "perfekte Verbrechen" weicht mehr und mehr einer bohrenden Übelkeit. In Gangsterfilmen und Krimis sieht das immer so leicht aus. Meine Hände zittern, die Gedanken drehen sich immer wieder im Kreis, Lokomotiven fahren durch meinen schmerzenden Kopf. Ich suche
nach einer Lösung, ja einer Rechtfertigung, aber mein innerer Wächter, dasGewissen gibt keine Ruhe!

Warum ist es plötzlich so kalt? Ich werde die Heizung einschalten, ich glaube, ich bekomme Schüttelfrost...

12.03.1993

Ich bin froh, dass ich schon lange keinen Kleinkram mehr übernehmen muss.

Obwohl Max ja letztes Jahr - quasi durch meine Aktion - davongekommen war (keines der übrigen Mädchen war zu einer Aussage geschweige denn einer Identifikation bereit) sitzt er jetzt wieder: Er ist mit 15 Kilo Koks, das er auf eigene Rechnung aus Amsterdam geholt hatte an der Aachener Grenze erwischt worden. Obwohl die Bullen nie auf mich gekommen waren,

muss ich immer noch oft über meine Tat nachdenken. In gewisser weise war ich es auch dem Maurer schuldig, da ich ja indirekt für den "explosiven Unfall" im Keller des Clubs verantwortlich war.

Bis jetzt habe ich keine ganz großen Jobs mehr gemacht. Wohlaber eher mangels Nachfrage als aufgrund von Skrupeln.

Das Verhältnis zu Ronny ist besser denn je. Manchmal glaube ich, er ist so eine Art Ersatzvater für mich.
Das "La Chat" hat einen neuen Pächter und -soweit ich gehört habe- läuft´s prächtig.

Nur noch selten plagen mich Selbstzweifel. Ich fühle mich bestätigt und im Milieu akzeptiert. Kann mir jetzt den feinsten Zwirn und teure Zeiteisen leisten.
Ein gutes Gefühl!

27.08.1993

Seit einiger Zeit habe ich den Verdacht, dass unsere Machenschaften bis in die Politik reichen

- sind vielleicht nur Gerüchte, aber auch ich kann "1 + 1" zusammenzählen. Aber Ronny verrät mir auch nicht alles. Das würde jedenfalls erklären, dass unser "Mainhattan-Pate" noch dieses Jahr nach Berlin ziehen will.

03.04.2002

So langsam gewöhne ich mich an meine neue Heimat Berlin. Sie ist nicht unbedingt eine architektonisch schöne Stadt und noch dazu gibt es zu viele Baustellen, aber sie trifft den Puls der Zeit.

Unser Regierungssitz ist eher eine spröde Schönheit, die allerdings nie schläft! Und das kommt besonders Nachtmenschen wie mir sehr entgegen...

Wir haben jetzt den Euro und ich kann immer in den Nachrichten verfolgen, dass besonders der "kleine Mann" sehr darunter zu leiden hat. Manche Menschen sind echte Loser - sie tun mir leid. Mir selbst geht es prächtig, ich kann wirklich froh sein, dass ich so viel Glück hatte und mich im Laufe der Jahre spezialisieren konnte.
Vorbei die Zeiten als Laufbursche!!!

An so Sachen wie "Altpapier", Waffen- oder Drogenverschieberein etc. halte ich mich persönlich nicht mehr auf - ist irgendwie nicht mein Ding!

Auch habe ich seit langem wieder eine feste Freundin:

Monique ist ein zierliches, blondes Mädchen von 20 Jahren. Sie kommt aus gutem Haus und ist gebürtige Holländerin, aber lebt schon ewig in Berlin. Der Vater arbeitet als Cellist an der Philharmonie und die Mutter ist Richterin auf dem Landgericht.
Als ich sie vor knapp einem Jahr kennen gelernt habe, war sie noch wunderbar unverdorben - und ein bisschen naiv.
Auch heute weiß sie noch nicht wirklich, was ich mache.

Sie ist ein eher ruhiger Typ, aber das bin ich letztendlich auch - und man sagt, dass Stille Wasser tief sind: Im Bett geht sie ab wie eine Rakete, und von dem weißen Stoff kann sie einfach nicht genug bekommen. Obwohl sie

am Anfang voll gegen harte Drogen war, zog sie irgendwann mit.

Ich glaube, die Kleine liebt mich.
Ob ich sie auch liebe?

Es gibt einen Spruch, der besagt, dass, wer sich nicht selbst liebt, auch niemand anderen lieben kann.
Vielleicht ist was wahres dran...

Ich habe lange über Moral und so´n Zeugs nachgedacht, aber ich bin ein echter Profi geworden - lautlos und präzise.


Ich glaube, mit meinem "Handwerkszeug" könnte man einen echten Kleinkrieg anzetteln!

Na ja - ein Panzer fehlt mir vielleicht noch in meiner Sammlung...

Hätte im fahrbaren Bereich, ehrlich gesagt, schon Spaß an einer Neuanschaffung. So eine Zivilversion des amerikanischen Militärjeeps "Hummer" würde mich reizen. Habe in einem Automagazin gelesen, dass Arnold Schwarzenegger auch so einen fährt.

Aber ich weiß nicht so recht: Bin monnitär zwar durchaus dazu in der Lage - so was verdiene ich schließlich pro "Hit", aber ich besitze ja schon einen zwar unauffälligen, aber bärenstark motorisierten Mercedes-Kombi - und natürlich den in Luxemburg zugelassenen Porsche...
In meiner Situation ist es sowieso wichtig nicht aufzufallen -quasi perfektes Mimikri im Großstadtdschungel...

22.07.2002

Obwohl ich öfter meine Handynummer wechsele und brisante Themen entweder "Face to Face" oder vom Telefonhäuschen aus bespreche, höre ich doch manchmal so ein Knacken in der Leitung - sind wohl die Vögelchen, die sich auf die Strippe gesetzt haben...

Überhaupt hat die Politik der letzten Jahre nicht nur dem "Otto-Normalverbraucher" geschadet: Klaus Kinkel hat den "großen Lauschangriff" ausgeweitet und Leutheuser-Schnarrenberger das sogenannte Geldwäschegesetz etabliert. Ich weiß zwar, dass die Damen, die in meinen Sonenstudios arbeiten, mich beklauen, aber schließlich kann ich meine drei "Alibi-Läden" ja nicht selbst führen - und irgendwas muss man dem Finanzamt ja vor die Füße werfen! Den Großteil meines Geldes habe ich aber auf Konten in Luxemburg, der Schweiz und den Kaymans.

Eine Sache, Tagebuch, macht mich allerdings noch zusätzlich nervös: Schon seit Tagen parkt so ein postgelber VW-Bully, den ich vorher noch nie in meinem Viertel gesehen habe, ganz in der Nähe meines Hauses.

Ich habe mal reingeschaut und zumindest im Fahrerbereich nichts Verdächtiges entdeckt.
Na ja, vielleicht habe ich schon "Schneeparanoia"...

Ich muss Schluss machen - das Telefon klingelt. Es wird wohl Monique sein - sie hat heute Geburtstag! Hoffentlich hat sie nicht vergessen die zwei "Möts" und das "Dömchen" mitzubringen. Strenggenommen feiern wir erst ab Mitternacht - und dann in einem sehr privaten Rahmen. Ich freu mich schon drauf!

31.08.2002

In ein paar Stunden geht´s los.

Ich hasse Frühaufstehen! Viel Schlaf werde ich wohl heute Nacht nicht bekommen - ich beneide die Menschen, die in der Bahn, dem, Auto oder Flugzeug pennen können. Aber auf den Luxus eines Fluges werden wir wohl verzichten müssen, denn wir fahren mit dem Wagen! Und zwar mit einem BMW 850i Zwölfzylinder. Er ist mit mit frischen Papieren und umgeschweißter Fahrgestellnummer ausgestattet und soll ein Gastgeschenk an unsere russischen "Kollegen" sein. Er ist zwar im Topzustand, aber bei uns ein ganz "gewöhnlicher" Gebrauchter (Zeitwert müsste so um die 18.000 € liegen - maximal!), aber der Spritfresser ist dort ein praktisch unbezahlbares Statussymbol.

Ronny will nämlich beim "Iwan" schon lange einen Fuß in die Türe kriegen - und kleine Gastgeschenke dienen praktisch als Dünger für das "Zarte Pflänzchen der Freundschaft".

Aber solche Scherze sind alle nur "Aufmerksamkeiten" im Vergleich zu dem Job, den wir -oder sollte ich besser sagen ich - für sie in Kiew übernehmen werden...

Muss für heute wieder schließen, denn ich brauche meinen Schlaf - es wird bestimmt anstrenged, denn eine fast 18stündige Autofahrt erwartet uns!

01.09.2002

Es war ein langer Tag.

Die Einfuhr des bordeauxroten "Nuttenbeschleunigers" ist glatt gelaufen.

Obwohl von der "alten Garde" kaum einer übrig geblieben ist (der Unfalltod des "Maurers" im Jahr 2000 stellt meiner Meinung nach übrigens keinen besonderen Verlust für die Menschheit dar), haben wir immer noch Männer beim TÜV in Hessen. Kfz-Brief, HU und Ausfuhrpapiere sind nicht zuletzt dank deren Hilfe grundsätzlich "echt"; allerdings stammt die entsprechende Fahrgestellnummer von einem vergleichbaren Schrottauto!

Obwohl ich im Moment jede Menge Koks intus habe, sitze ich ziemlich "groggi" in einem luxuriösen, aber für meinen
Geschmack doch sehr "rustikal" eingerichteten Moskauer Hotelzimmer. Alleine schon aus Höflichkeit mussten wir mit den

Russen fast literweise "Wässerchen" trinken...

Gregor, der neben Englisch sogar etwas Deutsch spricht und heute Nacht quasi mein "Zimmergenosse" ist, liegt ganz schön zugeschüttet und pentrant scharchend, noch in Straßenklamotten auf seinem Bett; eine leere Vodka-Flasche hält er in der Hand, andere liegen neben ihm verstreut auf der Bettdecke...

Gregor war übrigens auch derjenige, der mich mit "Ersatzwaffen" russischer Herkunft (u.a. eine AK-47, die berüchtigte "Kalaschnikow" und eine Makarow Halbautomatik) ausgestattet hat.

Ronny hatte zu Hause zwar schon grob umrissen, was der eigentliche Zweck unserer Reise ist, aber heute kenne ich erheblich mehr Einzelheiten: Der ultra-konservative "Saubermann" und Ex-KGB Genosse Juri Weisz ist seit kurzem der neue Justiz- bzw. "Milizminister" in Moskau - und damit der größte Feind des Organisierten Verbrechnens an der Wolga.

Wir werden übermorgen zuschlagen:

Der aus der Ukraine stammende Weisz besucht für ein paar Tage seine Ehefrau und Kinder, die sich noch in einem


kleinen Ort in der Nähe Kiews befinden. Unser Kontaktmann, ein Leibwächter Juris, wird am späten Vormittag die Frau mit den Kleinen zum Schwimmen in die ukrainische Hauptstadt fahren. Juri wird später mit einer anderen Limousine dann auch nach Kiew gebracht - allerdings hat er keine Badehose im Gepäck! -Das hat er sich ja schön ausgedacht: Während sein ahnungsloser "Anhang" Spaß beim Plantschen haben wird, will er sich auch vergnügen - allerdings im örtlichen Puff! Der von uns bestochene Bodyguard wird der Fahrer seines Wagens sein - und "rein zufällig" wird der Mercedes ca. 10km vor Kiew eine Panne haben. Er wird einen Defekt der Maschine simulieren und vorgeben, dass der Motor deshalb auch nicht mehr anspringt. Dann wird er unter dem Vorwand Hilfe zu holen (ein sog. "Handyblocker" ist hier mit im Spiel...) das Fahrzeug verlassen. Mit der von Gregor besorgten Panzerfaust, übrigens vom berühmten Typ "M72 LAW", trete ich jetzt aus meinem Versteck auf einer Anhöhe in Aktion.

Beide Wagen sind laut Aussage von Viktor, dem Personenschützer (unserem Kontaktmann) "im üblichen Rahmen" gepanzert. Deshalb verwende ich spezielle, wirklich panzerbrechende Nitro-Geschosse. Ursprünglich sollte noch eine "kleine" Menge TNT im Kofferraum versteckt werden - nur um ganz sicher zu gehen! Dies wurde aber wieder verworfen, da es nach einem terroristischen Anschlag von aussen aussehen soll.

Ich bin froh, diesmal aus der Distanz agieren zu können, denn ich bin allmählich das armselige Gewinsel und Gebettel meiner "Aufträge" leid, wenn sie dem Tod - oder besser dem Lauf meiner Automatik- ins Auge sehen!

Es wird diesmal einen großen Knall geben - und bevor Weisz merkt, was geschehen ist, wird er in seine Bestandteile zerlegt sein...

Ronny wird währenddessen übrigens in Moskau bleiben und sich um´s Geschäft kümmern.

Ich habe da so was von wegen "Frauen Import", Beteiligung an Puffs sowie Schmuggel von schwarz gebranntem, aber hochwertigen Vodka in größeren Mengen aufgeschnappt.

Wenn ich eines Tages abtreten sollte, will ich auch, dass es schnell geht. In meinem Fall glaube ich aber, ehrlich gesagt, nicht an einen "gnädigen" Tod im Bett, denn schließlich habe ich mir irgendwie ein unsicheres Leben ausgesucht.
- Onwohl: Hatte ich eine echte Wahl, oder sind wir nicht alle Sklaven unsereres Charakters und damit auch unserer Schwächen und der Gier?

Jeder scheinbare Zufall ist wohl Teil deines Schicksals und deine Bestimmung ist nur eine Frage der Zeit!

03.09.2002

Die ganze Sache ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Aber ich will das Pferd nicht von hinten aufzäumen:

Aus einem mir noch nicht wirklich bekannten Grund (der aber irgendwie auch mit unserem Komplizen, dem Leibwächter Viktor zusammenhängen muss!!) war die erste (silberne) S-Klasse, die ja die Frau mit den Kindern ursprünglich zum Schwimmen bringen sollte, offenbar ausgefallen. Stattdessen fuhr die zweite (schwarze), ursprünglich nur für Weisz bestimmte, Mercedes-Limousine vor - und alle stiegen gemeinsam ein (!!!).

Verdammt schlechte Nachrichten von Gregor (der schon seit den frühen Morgenstunden mit einem Fernglas in Sichtweite des Hauseinganges Stellung bezogen hatte und den Ablauf telefonisch mit mir koordinierte)!

Im ersten Moment musste ich mich schon sehr über Viktor wundern - warum hatte er uns über diese Änderung nicht informiert?

Aber spätestens als ich erfuhr, dass er wohl erst gar nicht zum Dienst erschienen war und deshalb die zwei verbliebenen Leibwächter (die natürlich nicht auf unserer Gehaltsliste standen) die Familie mit nur einem Wagen, jetzt aber zu zweit nach Kiew bringen würden, war mir klar, dass der Typ zwar abkassiert hatte, aber dann kalte Füße bekommen haben haben musste (warum aber wurde nur ein Wagen eingesetzt? - Möglicherweise ein tatsächlicher technischer Defekt, als Ironie des Schicksals sozusagen?!).

Gott sei Dank war er wohl kein Verräter, denn dann hätten wir bereits in der Scheiße gesessen und im besten Fall (im besten Fall wohlgemerkt!!) alle das zweifelhafte Vergnügen gehabt, einen ukrainischen Knast sehr lange von innen besichtigen zu dürfen!

Ich hatte also noch ca. 20 Minuten Zeit, die Sache abzublasen - oder dennoch -und mit "Collateral-Schäden"!-durchzuziehen, bevor der Wagen in Schussweite kommen würde.

Wir hatten natürlich vorher die Karte der Umgegend studiert und daher wusste ich, dass Juri nur einen einzigen sinnvollen Weg (egal ob er nun auch die Badehose eingepackt hatte, oder nicht...) nach Kiew nehmen konnte - und das war die L 18, an der ich meinen Posten bezogen hatte. Voraussetzung war natürlich, dass das Fahrtziel nicht geändert wurde. Sofort rief ich Ronny über mein Leihhandy an.

Er war aber weder von der Gefahr eines "Maulwurfes" noch von der Tatsache, dass eine Frau und zwei kleine Kinder unschuldigerweise sterben sollten, bereit die Sache abzublasen.
Er ließ nicht mit sich reden, gab klare Anweisungen - und legte dann einfach auf.

Der Grund war, dass der Hit unbedingt jetzt erledigt werden musste, denn die Sache konnte nicht verschoben werden: In drei Tagen sollte der Hardliner an einer Parlaments-Vollversammlung in Moskau teilnehmen, wo die Verabschiedung eines neuen Anti-Mafia und -Korruptionsgesetzes auf dem Tagesplan stand. Seine Stimme war wohl das berühmte "Zünglein an der Waage", zumal diese "Novellierung" in Kreisen der Altkommunisten und größtenteils korrupten Politiker - nicht nur in der Opposition- ziemlich unpopulär war!

Gut, ich bin ein professioneller Mörder - aber Frauen und Kinder?! - Da sträubte sich etwas in mir aber ganz gewaltig!!

Auf die Sache mit Jeke, also meinen allerersten "Job" bin ich nicht besonders stolz. Seitdem habe ich ja nie wieder eine
Frau getötet.

Vielleicht habe ich doch so etwas wie ein Gewissen?!
Ich weiß jedenfalls, was mein großes Idol Tony Montana in Stones Neuverfilmung von "Scarface" getan hätte...

Ich musste nachdenken.
Ich hatte mir angewöhnt beim Arbeiten stets "clean" zu sein, aber den-

noch lief mein Denkapparat heiß. Adrenalin überflutete meinen Körper und mein Puls raste.


Nachdem ich von Gregor gerade noch erfahren konnte, dass er bereits seit seiner letzten Meldung zu mir unterwegs war, brach das Handynetz zusammen.
Das erste Mal in meinem Leben wollte ich einfach nur wegrennen!

Doch ich blieb - und das einzige, was mir wirklich davonlief, war die Zeit!

Ich konnte das eigentlich nicht vorhandene Ticken des fliegenden Sekundenzeigers meiner Rolex förmlich am Puls spüren!
"Frauen und Kinder??"

Oberste Devise eines Hitmans ist es -neben der Eleminierung seines Zieles natürlich- unerkannt zu entkommen bzw.
keine Zeugen zu hinterlassen.
Aber das?

- Insgeheim wünsche ich mir nämlich eines Tages auch ein "normales", bürgerliches Leben mit eigenen Kindern und einer Frau, die mich liebt an meiner Seite...

Gut Juri war "schuldig", aber bei denen war das doch etwas ganz anderes!

Wie bei jedem Profi gibt es normalerweise auch bei mir mindestens einen "Plan B". Aber diese Situation hatte ich wohl nicht einkalkuliert...

Um mir notfalls den Fluchtweg freischießen zu können, hatte ich ja zusätzlich die AK-47 im Gepäck;

ich schnappte sie mir und hängte mir die Maschinenpistole um die Schultern. Ausserdem entsicherte ich meine Makarow. Plötzlich wurde mir schwindelig und es war, als ob jemand die „Pause“-Taste bei der Wiedergabe einer DVD gedrückt hätte. Es war plötzlich unnatürlich still und ich war wie gelähmt. Mit starrem Blick sahh ich zur Straße.

Als das Röhren von Gregors schwarzem Range Rover die Stille zerriss, lief der „Film“ weiter – allerdings wie auf schnellem Vorlauf.

Es ist in etwa so abgelaufen: Ich erinnere mich noch an das Quietschen von Bremsen, und Gregor sprang unweit meines Verstecks aus dem Wagen. Er rief mir in gebrochenem Deutsch noch so etwas wie „Du musst erledigen, unbedingt! Du machen - sofort!“ zu - und dann kam es zu einem Streit.

Wir beide verloren endgültig die Nerven, ich hatte die schnelleren Argumente – und Gregor verlor sein Leben.

Scheiße!

Ich geriet in Panik – meine Gedanken drehten sich im Kreis. Was sollte ich tun? Noch mal Ronny anrufen?

Aber viel Zeit zum Überlegen blieb mir nicht – ein weiteres Fahrzeug näherte sich auf der kaum befahrenen Landstraße. Als es näher kam, erkannte ich die Limousine. Die Sache war sowieso schon ziemlich schief gelaufen – und so entschloss ich mich zu einer eigenmächtigen „Programmänderung“: Mit zitternden Händen schnappte ich mir die Panzerfaust und rannte den Abhang hinunter.

Auch was jetzt passierte erlebte ich nicht wirklich „in Echtzeit“ – es hatte etwas von einem schlechten, brutalen „Ego-Shooter“.

Ich schlug mich ins Gebüsch und zielte seitlich auf die Front des Mercedes, um ihn zunächst nur fahruntüchtig zu machen.

Die Explosion zerfetzte den Motor und die Haube flog auf; der Wagen kam quer zur Fahrbahn zum stehen. Während ich die Bazooka neu bestückte konnte ich sehen, wie einer der Bodyguards ein Autotelefon in der Hand hielt; der andere zog eine Baretta. Ich näherte mich und kam dicht auf den telefonierenden, wild gestikulierenden Fahrer zu (verdammt! – Es gab diesmal auch keinen „Handy-blocker“!).

Zwischen uns befand sich jetzt nur noch die Panzerscheibe. Ich sah in den Fond: Die Frau hatte sich mit entsetzt aufgerissenen Augen über ihre Kinder geworfen, und Weisz hielt sich geduckt wie bei einer Notlandung.

Jetzt, während des Schreibens empfinde ich wieder Mitleid. Ich bin nie gläubig gewesen, aber ich bin der festen Überzeugung, dass Reue und Mitgefühl mir die Gnade eines möglichen Gottes auch nicht mehr zurückbringen werden. Für einen egoistischen Dreckskerl wie mich gibt’s am Ende wohl nur Knast, Tod und Verdammnis!

Ich stand jetzt nur Zentimeter vom Gesicht des Fahrers entfernt und zielte direkt auf seinen Kopf. Ihm war natürlich klar, dass die Scheibe –gepanzert oder nicht- ihm keinen Schutz bieten würde.
Ich sah ihm direkt in die Augen: seine Lieder flatterten, doch ansonsten keine Reaktion. Jetzt musste ich in die Trickkiste

greifen; also bluffte ich und richtete die Mini-Flak direkt auf die Insassen im Fond. Meine Rechnung ging auf: Die Beifahrertür wurde aufgestoßen und der zweite Bewacher sprang heraus. Ich schmiss mich auf den Boden, feuerte unter dem Wagen durch und pulverisierte seine Beine. Praktisch im selben Moment öffnete sich auch die Fahrertür. Blitzschnell rollte ich mich unter den Wagen. Sogleich hörte ich wie der Sicherungsring einer Handgranate abgezogen wurde – doch ich hatte Glück, denn ich konnte das tödliche „Osterei“ mit dem Fuß erwischen und wegkicken. Ich rollte zur anderen Seite des Wagens heraus und landete in einer klebrigen Masse aus Blut und Gedärmen. Ich schwang mich wieder auf die Beine und aus der Deckung heraus streckte ich den weglaufenden Fahrer mit einer Salve aus meiner AK-47 nieder. Jetzt widmete ich mich meinem eigentlichen Ziel: Juri

Ich versuchte die hintere Beifahrertür aufzureißen, doch es ab an dem modifizierten Fahrzeug wohl eine Art „Kindersicherung“, denn sie ließ sich nicht öffnen. Der Politiker hechtete nach vorne und griff nach einer Maschinenpistole, doch er bekam sie nicht auf Anhieb zu packen. Die vordere Tür stand noch offen, ich nutzte meine Chance - und war wieder schneller: Die ersten Projektile durchschlugen Weisz´ Hand - unkontrolliert versprühte die Uzzi jetzt ihre Querschläger im gesamten Innenraum und die Waffe fiel zu Boden; mit schmerzverzerrtem Gesicht flehte er etwas auf Russisch. Ich erledigte Weisz mit einem Kopfschuss. Ein Blick zu seiner Frau ließ mich allerdings erschaudern: Sie rührte sich nicht mehr und aus ihrem linken Mundwinkel tropfte Blut.

Die Kinder schrieen und weinten.
Verdammte Scheiße!

Doch ich hatte keine Zeit näher nachzuschauen, denn wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein weißer Skoda mit Blaulicht auf. Ich ging wieder hinter dem Wagen in Deckung, fand aber keine Zeit mehr die Bazooka nachzuladen. Ich fummelte stattdessen ein Reservemagazin aus der Tasche meiner Militärweste und lud meine Kalaschnikow erneut durch.
Im Nachhinein betrachtet hatte die folgende Szene etwas von „Getaway“ mit Steve McQueen:


Ich durchsiebte das Auto mit Blei. Dann lief ich auf den „Schweizer Käse“ zu und konnte nun erkennen, dass der Beifahrer wohl schwer verletzt, aber noch am leben war. Den Rest erledigte ich mit meiner Makarow.
Als ich zum Mercedes zurückschaute, sah ich, dass jetzt die rechte, hintere Türe geöffnet war.

Ich kam näher – die Kinder waren verschwunden! Der Pelzmantel von Weisz´ Frau war jetzt deutlich blutdurchtränkt. Sie lag regungslos auf der linken Seite und musste von mindestens einem Querschläger aus Juris Waffe getroffen worden sein. Ich überlegte noch ihren Puls zu fühlen, entschied mich aber lieber zur Flucht – solange ich noch konnte!

Unter anderen Umständen hätte ich mich zum Zwecke der Verschleierung auch um Gregors Leiche gekümmert, denn er lag mindestens 50 Meter vom eigentlichen Schusswechsel entfernt…

Stattdessen schnappte ich mir den nächst erreichbaren noch fahrbereiten Untersatz, was in diesem Fall Gregors Range Rover war (der Schlüssel steckte glücklicherweise noch), und raste Richtung Kiew. Gott sei Dank hatte ich keine Verfolger und es gab auch keine Straßensperren.

In der ukrainischen Hauptstadt nahm ich mir ein Taxi. Ich überlegte noch, ob ich es riskieren könnte, meine Sachen im Hotel einzupacken, aber nicht zuletzt weil mein Handy ununterbrochen klingelte und ich meine (falschen) Papiere, ca.
5.000 Rubel sowie meine Kreditkarten bei mir hatte, wies ich den Fahrer an, mich direkt zum Flughafen zu bringen.
Im Flieger gab es akzeptablen Whiskey und so massierte ich einige Stunden später auf dem Flug nach Moskau (es gibt zwar eine Direktverbindung Kiew-Berlin, aber nur einmal täglich) meine Nerven.

(Zur Sicherheit habe ich mich, ehrlich gesagt, übrigens die meiste Zeit bis zum Abflug auf Toiletten und in "Duty-Free"-Shops rumgedrückt....)

Gott sei Dank habe ich am Flughafen Sheremetyevo einen sehr schnellen Anschlussflug Moskau-Berlin bekommen. Während ich diese Zeilen schreibe ist es früher Morgen und ich sitze –alles andere als nüchtern- in einem Zimmer des Intercontis meiner Heimatstadt.

Ich war vorher kurz zu Hause, habe Monique (die eine eigene Wohnung, aber dennoch -als einzige Person- einen Ersatzschlüssel zu meinem Haus hat) ein paar Anweisungen gesimst und meinen „Notfallkoffer“ mit unter anderem diversen wichtigen Papieren, Bargeld sowie einigen Reisepässen geholt. Außerdem habe ich mich neu eingekleidet und meine nicht unbeträchtlichen „Bar-Reserven“ aus meinem Tresor in eine Reisetasche gestopft.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich in vielen Punkten übereilt gehandelt habe, aber eins steht fest: Ich bin todtraurig. Ich selbst hatte nie wirklich eine Familie, aber mich überkommen höchste Schuldgefühle und ein so ein Gefühl, das man wohl als Demut bezeichnen könnte.

Ich kann gar nicht so viel saufen, wie ich kotzen möchte!

Mein Handy schellt jetzt bestimmt zum 100. Mal - der Akku ist fast leer. „Ronny“ blinkt im Display.

Ich werde mal drangehen…

04.09.2002

Dass Ronny nicht begeistert über meine „Planänderung“ sein würde – und dass er ein knallharter, nicht gerade philanthropischer Mensch ist, war mir schon immer klar, aber dass er so heftig reagieren würde, dass hatte ich vielleicht herausgefordert, aber eigentlich nicht erwartet!

Es fing schon damit an, dass er mir ein „ob ich sie noch alle hätte“ als Begrüßung entgegenschmetterte.

Ich wollte etwas sagen, kam aber nicht zu Wort. Außerdem beschimpfte er mich noch als „verweichlichten Rambo für Arme“. Dass er sauer ist, weil ich seine Order ignoriert und mich nicht gemeldet habe, kann ich ja verstehen. Aber warum gibt er mir keine Gelegenheit zur Erklärung?

Warum muss er mir dafür sofort die Freundschaft (?) aufkündigen??

Schließlich habe ich ihm mehr als zehn Jahre treu gedient, bisher alle Jobs präzise und ohne verwertbare Spuren erledigt und mehr als einmal die Karre für ihn aus dem Dreck gezogen. Auch war ich ansonsten immer korrekt und habe nie Geld für mich abgezweigt, obwohl bei vielen „miesen kleinen Geschäften“ die ich in seinem Auftrag gemacht habe, sehr oft die Gelegenheit dazu gehabt hätte!

Er meinte noch –wörtlich-, dass „die Kacke mit den Russen jetzt am dampfen“ wäre…

Vielleicht ist das nicht fein ausgedrückt, aber es trifft wohl leider den Kern der Sache, denn sachlich hatte er Recht, denn schließlich hat man am Tatort „meinen“ Cherokee-Jeep und ein totes Mitglied des Moskauer Mobs gefunden.

Und ich denke mal, dass selbst die russische Polizei in diesem speziellen Fall eine gründliche ballistische Untersuchung durchführen wird – und spätestens dann steht fest, dass mindestens eine weitere Person in das Attentat involviert sein muss!

Ich möchte an dieser Stelle nicht alle Schimpfworte wiedergeben, die der „ach so große Ronaldo“ mir an den Kopf geworfen hat, aber im Kern hat er auch mit einer weiteren Bemerkung Recht: Wir können beide froh sein, dass wir bisher noch leben und: ich werde wohl nie wieder einen Auftrag für in übernehmen bzw. ich bin „raus“ aus dem Geschäft (!!!). So eine verdammte Scheiße!

Ach so: Er erwähnte noch, dass er im Wartebereich des Flughafens auf CNN einen Bericht über „uns“ gesehen hätte: Irina Weisz wurde notoperiert und befindet sich zurzeit noch im künstlichen Koma, ist aber außer Lebensgefahr – und damit –zusammen mit den Kindern- eine wichtiger Augenzeugin.

Apropos „Lebensgefahr“: Man muss kein Filmfreak sein oder eine blühende Fantasie haben, um sich auszumalen, dass mir ab heute nicht nur Gefahr aus Russland droht…(!)

Ich habe mir nach dem Telefonat die aktuelle Ausgabe der Prawda am Bahnhofskiosk besorgt. Ich kann kein Kyrillisch lesen, aber das war auch gar nicht nötig,

denn –Überraschung- was war wohl auf der Titelseite?



Ich muss nachdenken…



05.09.2002

Nach viel Grübelei und wenig Schlaf habe ich einen Entschluss gefasst.

Ich habe heute mit Monique telefoniert Sie weiß auch heute noch nicht, womit ich meinen Lebensunterhalt bestreite. Sie denkt, dass ich auf einer Art Geschäftsreise bin, die irgendwie mit der Präsentation eines neuen Solarienkonzeptes zusammenhängen sollte. Allerdings habe ich nichts von Russland erwähnt und, um glaubhafter zu wirken, gesagt, ich wäre in Koblenz.

Ich hatte sie ja gestern per SMS von der Verlängerung des Aufenthaltes in Kenntnis gesetzt und sie außer-dem gebeten, im Haus täglich nach dem rechten zu sehen, da ich Angst vor Einbrechern hätte.

Bis jetzt ist aber offenbar nichts passiert – aber möglicherweise wird das Haus bereits überwacht.
Monique ist übrigens derzeit mit meinem Kombi unterwegs. Sie selbst fährt einen schrottreifen

Escort. Da sie eine gute Autofahrerin ist – und ich den Wagen derzeit sowieso nicht benötige- habe ich ihr den Mercedes geliehen.
Ich hoffe nur, dass sie dadurch nicht zusätzlich in Gefahr gerät!

Nach reichlicher Überlegung habe ich mich entschlossen, vorerst in die Defensive zu gehen. Das heißt im Klartext, dass ich über eine „präventive Eliminierung“ Ronnys zwar nachgedacht habe, aber zu dem Ergebnis gekommen bin, dass dies in der jetzigen Situation vielleicht nicht die klügste Entscheidung gewesen wäre: Zu viele „Nebenwirkungen“!

Erstens ist Ronny meistens gut bewacht und ein professionell durchgeführter „Hit“ würde Zeit kosten. Zeit, die ich besser in ein schnelles Absetzen ins Ausland investieren werde.

Zweitens ist mein Gesicht im Milieu bekannt, und sicher weiß schon die halbe Unterwelt, was in der Ukraine passiert ist – und dass ich derzeit „vogelfrei“ bin damit wohl auch…

Ich weiß natürlich nicht, ob mir zu diesem Zeitpunkt bereits Killer auf den Fersen sind, aber irgendwie habe ich trotz allem meinem ehemaligen Mentor doch eine Menge zu verdanken, und auch, wenn das jetzt vielleicht sentimental bzw. unprofessionell klingt, so werde ich mich notfalls zwar wehren – aber ich werde nicht „den ersten Stein“ werfen!

Die ganze Sache entbehrt nicht einer gewissen Ironie, aber ich bleibe auch in diesem Fall konsequent:

Ich töte nur für Geld!

Habe mir übrigens einen Mietwagen genommen und sitze jetzt bereits in meiner geheimen Wohnung in Luxemburg. Glücklicherweise wurde ich am Zoll trotz allgemeiner Routinekontrollen durchgewunken; nicht auszudenken, wenn sie das zerlegte „H&K-Scharfschützengewehr“ im Kofferraum sowie meine Pistole und die erhebliche Menge an Bargeld gefunden hätten!

Morgen werde ich den Wagen zurückgeben und mir meinen Porsche krallen. Dann geht’s weiter Richtung Südwestfrankreich, genauer gesagt nach Bordeaux. Ich finde die Gegend echt klasse und dort lebt mein Onkel Pierre – eigentlich heißt er ja Peter, aber er ist schon seit Jahren in der Region um den Médoc als Weinbauer aktiv.

Mal sehn – vielleicht kann ich meine Französischkenntnisse auffrischen und dort einen teil meiner Schwarzkohle investieren: „Im- und Export edler Weine und feiner Rauchwaren“ – das klingt gut!

07.09.2002

Onkel Pierre ist möglicherweise tot. Sein alter Telefonanschluss existiert nicht mehr, und in seinem Haus in Arcachon wohnt jetzt ein Künstlerpaar. Mein Schulfranzösisch ist zwar sehr schlecht, aber dennoch weiß ich jetzt, dass sie das Anwesen vor knapp drei Jahren über einen Immobilienmakler gekauft haben. Natürlich habe ich auch schon im Telefonbuch für den Großraum Bordeaux bzw. Aquitaine und Médoc nachgeschaut, bin aber leider
nicht fündig geworden.

Schade! Im Moment habe ich irgendwie Pech.
Na ja – muss ich halt erstmal so zurechtkommen.

Hatte übrigens ganz vergessen, wie schön Bordeaux mit seinem Mix aus mediterranem „Laisser-faire“ und weltoffener Metropole ist – von der Freundlichkeit der Menschen einmal ganz abgesehen-.

Nur eine Sache macht mir ein bisschen Sorgen: Ich bräuchte dringend mal wieder ´n „Näschen“. Mal schau´n, ob ich im Bahnhofsviertel oder dem angrenzenden „Quartier Latin“ fündig werde...
Und es gibt noch etwas, das mich wirklich beunruhigt:

Monique sollte sich absprachegemäß täglich bei mir melden – har sie aber nicht! Schon seit zwei Tagen beantwortet sie keine SMS und wenn ich sie anrufe, geht nur die Mailbox bzw. in ihrer Wohnung der „AB“
dran. Vielleicht hätte ich sie lieber einweihen und direkt mitnehmen sollen?

Langsam werde ich nervös.

Aber ich werde es morgen noch einmal versuchen, denn ich werde schläfrig. Der Rotwein hier ist gewohnt gut, und vielleicht hatte ich auch ein Gläschen zu viel...

09.09.2002

Komme gerade von einem Maklerbüro im Südviertel. Leider war auf Anhieb keine adäquate Bleibe verfügbar, aber ich


denke, fürs erste werde ich auch mit einer „normalen“ Wohnung ganz gut bedient sein.

Aber nichtsdestotrotz habe ich mir für morgen ein Flugticket nach Berlin gekauft.

Da Monique immer ein sehr verlässlicher Mensch war, sie bis heute aber immer noch nicht erreichbar ist, muss ich davon ausgehen, dass ihr „etwas zugestoßen“ ist. Von einer Entführung gehe ich nicht aus, denn dann hätten sich „Ronny & Co“ sicher schon bei mir gemeldet!
Leider habe ich die Telefonnummer von Moniques Eltern nicht in meinem Handy gespeichert.

Es ist schon seltsam: Ich glaubte, diese Frau nie geliebt zu haben, aber dennoch werde ich ihretwegen nach Berlin zurückkehren – und somit meine Haut riskieren!?

Na ja, ich fühle mich –wohl nicht ganz grundlos- irgendwie für sie verantwortlich.

10.09.2002

Zurück in Berlin.

(Mein Gott – ich werde noch wahnsinnig: an jeder Ecke sehe oder höre ich scheinbar russische Verfolger!)

Schon nach der zweiten Anfrage bin ich im Dominikus Krankenhaus fündig geworden:
Sie wurde übel zugerichtet und liegt auf der Intensivstation.

Kurze Zeit, nachdem sie am Montag mein Haus betreten hatte, standen irgendwelche Schläger vor der Tür. Unter dem Vorwand, eine dringende Lieferung für mich abzugeben, haben sie sich Zutritt verschafft
– verdammt, ich hatte sie doch eindringlich gemahnt, niemand Fremden zu öffnen!-.

Sie sah schlimm aus. Alleine ihr Gesicht war grün, blau und zugeschwollen. Sie hatte außerdem zahlreiche Frakturen und Prellungen am ganzen Körper. Nach langem Nachfragen habe ich aber erst das schlimmste erfahren: Sie haben sie so schlimm vergewaltigt, dass sie genäht werden musste!

Eigentlich dachte ich, nicht mehr weinen zu können, aber es war schrecklich!

Das Haus ist jedenfalls bis auf die Grundmauern abgebrannt. Nachdem die Schweine von Monique abgelassen hatten, haben sie Feuer gelegt. Aber mein Engel konnte sich glücklicherweise mit letzter Kraft bis zur Straße schleppen – und hat somit überlebt.

Vielleicht ist dies „unmännlich“, aber Tränen tropfen in mein Tagebuch weil ich gerade an den zärtlichen Abschiedskuss denken muss, den ich dem armen Schatz auf die Stirn gegeben habe...

Im Moment kann ich nicht viel für sie tun. Auch wenn ich weiß, dass ich mich für kein Geld der Welt von meiner schuld freikaufen kann, so habe ich ihr dennoch fürs erste einen Bündel Scheine dagelassen – und der
Schwester ein fürstliches Trinkgeld gegeben, damit sie noch ein bisschen „nach dem rechten“ sieht.

Da ich keine alte Tageszeitung mehr auftreiben konnte, war ich heute in einem Internet-Café – und meine Befürchtungen haben sich bestätigt: Wie ich auf der Website der BZ lesen konnte, hat das Feuer auch vor meinem geheimen Waffenlager nicht Halt gemacht; Teile der Munition und diverse Granaten sind durch die Hitze des Feuers explodiert. Scheiße, spätestens jetzt muss ich davon ausgehen, dass ich – unter meinem richtigen Namen- in der Fahndung bin. (Und auch das habe ich indirekt diesem Arschloch zu verdanken!!!)

Fliegen ist zwar schnell, hat aber auch Nachteile, denn ich muss mir jetzt vor Ort neue Waffen besorgen.
Werde gleich mal Dragan anrufen.

11.09.2002

Alles am Start. Das ging ja zügig!

Dragan hatte zwar nur diesen russischen „Dragunow-Mist“ auf Lager, aber immerhin war überhaupt ein Scharfschützengewehr auf die Schnelle zu bekommen.

Ich werde es – trotz allem!- für Ronny kurz und schmerzlos machen. Daher brauche ich auch keine große Artillerie und habe mir zusätzlich, quasi als „Backup“, lediglich noch ´ne 45er-Colt und zwei Pack Munition geholt.
Ich werde es –trotz allem- für Ronny kurz und schmerzlos machen und brauche daher keine große Infanterie.

Ich war eben auch wieder bei Monique. Sie fühlt sich heute schon etwas besser. Die Ärzte meinen, sie wird wieder die alte werden.

Habe mir auch einen neuen Mietwagen besorgt und als ich eben, kurz vor Ladenschluss, an einem „Survival-Shop“ vorbeigefahren bin, fiel mir ein, dass ich fast vergessen hätte, mir noch ein leistungsstarkes Fernglas zu besorgen.

Wenigstens habe ich in Berlin keine Probleme bei der Beschaffung des geliebten – und bei der derzeitigen Anspannung auch dringend benötigten- weißen Pulvers.

Ich hätte in meiner jetzigen Situation zwar nicht mit 100 Sachen durch die Stadt rasen sollen, aber ich war der festen Überzeugung, dass mich ein schwarzer Audi über weite Strecken des Ku´Damms verfolgt.

Eine rote Ampel wollte ich dennoch nicht überfahren, und so stand der vermeintliche Verfolger dann neben mir an der Kreuzung: Es war ein alter Mann der wild gestikulierte und mir einen Vogel zeigte.



12.09.2002

Bei Monique keine Veränderung.

Doch halt! - Das stimmt nicht ganz. Ihre Gemütslage hat sich heute verschlechtert. Sie will, dass ich ihr endlich die Wahrheit sage. Aber das kann ich hier und jetzt noch nicht tun. Sie meinte am Schluss, dass es wohl besser wäre, erst wieder zu kommen, wenn ich bedingungslos ehrlich wäre.

Ich hoffe, dass sie dennoch meinen dringenden Wunsch respektiert, ihren Eltern nicht zu sagen, dass ich mich derzeit in Berlin aufhalte, sonst hätte ich womöglich ein weiteres Problem, vielleicht sogar mit der Polizei!

War heute übrigens beim Frisör und habe meine Haare schneiden sowie blondieren lassen. Außerdem habe ich mir seit langem wieder (Tages-)Kontaktlinsen, damit ich auch eine dunkle Sonnenbrille kaufen konnte, um mein Äußeres zu verändern. Der freundliche „Altweibersommer“ kommt mir bei meiner Tarnung da sehr entgegen!

Eine Observation von Ronnys Haus von der Straßenseite ist zu riskant. Ich habe mir deshalb eine Besonderheit der wohnlichen Gegebenheiten zunutze gemacht: Die Gartenseite seines Grundstücks wird nur durch einen Maschendrahtzaun zum direkt angrenzenden kleinen Wäldchen getrennt. Und von hier aus werde ich operieren.

14.09.2002

Heute war der „Tag X“. Wieder hatte ich seit den frühen Morgenstunden Stellung auf meinem Posten im Dickicht gegenüber vom Garten bezogen, diesmal aber mit einsatzbereitem Gewehr!

Ich muss immer wieder feststellen, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist – und Ronny ganz besonders:
Aufstehen um neun, Frühstück um halb zehn – und der erste Drink so gegen elf…

Es hat sich nichts geändert.
Die Küche und das Wohnzimmer mit seinen großen Schiebetüren zur Terrasse befinden sich im parterre.

Das Büro bietet ebenfalls Ausblick zum Garten, war aber auf der 1. Etage.

Ich legte das Fernglas zur Seite und steckte eine Patrone des üblichen Kalibers „7x62“ in den Lauf meines Gewehres. Auch mit bloßem Auge konnte ich jetzt erkennen, dass plötzlich die elektrischen Jalousien heruntergefahren wurden; die tief stehende, morgendliche Herbstsonne war offenbar der Grund. Verdammt!

Wochentags verließ Ronny gewöhnlich spätestens gegen Mittag das Haus. Meistens fuhr er selbst. Dann benutzte er mit Vorliebe den Jaguar. Manchmal ließ er sich auch von Klaus, einem seiner Leibwächter abholen. Dann wurde er im benz chauffiert.

Ronny lebt seit ein paar Jahren in Trennung mit seiner Ehefrau Jaqueline. Es war zu diesem Zeitpunkt auch weder jemand aus der „Firma“ noch seine Putzfrau anwesend, also war er alleine im Haus. Seine einzige „Gesellschaft“ war Kuno, sein Rottweiler. Weil Kuno sein erstes „Morgengeschäft“ immer im Garten verrichtet, habe ich mich –obwohl im Dickicht der ersten Bäume des Wäldchens rein optisch hervorragend getarnt- auch extra noch etwas weiter als nötig vom Gartenzaun entfernt postiert, da Hunde ja einen hervorragenden Geruchssinn haben. Deshalb hat er auch keine Witterung aufgenommen, war jetzt wieder im Haus und stellte somit kein Problem dar.

Ich nahm wieder das Fernglas:

Ronny war offenbar noch nicht in seinem Büro. Obwohl sein Schreibtisch am „Nordfenster“ , also auf gegenüberliegenden, dem Garten abgewandten Seite des Hauses, stand, war das Schussfeld frei, also geeignet für den „finalen Schuss“. Als einziges zu beachten war, dass die Dragunow SVD in meiner Ausführung ein Einzellader war und - entgegen den Möglichkeiten einer Halb- oder Vollautomatik- und möglichst der erste Schuss tödlich sein musste, da der Getroffene im Zweifelsfalle bewusst oder unbewusst in Deckung bzw. zu Boden gehen würde. Und dann bekam ich ein Problem in geschlossenen Räumen wie diesem, da die Fenster nicht weit genug herunterreichten. Ich wollte aber unbedingt Komplikationen in Form zeitlicher Verzögerung und dem Betreten des Hauses vermeiden. Es sollte schnell und gewohnt professionell von statten gehen.

Ein „Hit“, auch auf der 1. Etage wurde mir übrigens nur durch die leicht erhöhte Position meines Verstecks im Hang des Wäldchens ermöglicht. Aber ich will hier keine „Schussphysik“ betreiben, und ich merke, dass ich abschweife!

Bis jetzt lief alles reibungslos. Der verdammte, selbstgefällige Wichser hat offenbar keine Angst vor einem Racheakt für seine „kleine“ Provokation. Er ist sich ja so sicher, dass ich mich immer noch „irgendwo auf der Welt“ verstecke… Ich weiß nicht, ob es seine oder russische Schergen waren, die der Kleinen das angetan haben, aber in letzterem Fall haben sie die Moniques Adresse mit Sicherheit von ihm!

Wenn sie sie hätten töten wollen, wären sie anders, direkter vorgegangen (deshalb wähne ich sie im Krankenhaus auch vorerst relativ sicher).
Aber diesmal hat er sich verrechnet! Der Tod lauert bereits vor der „Höhle des Löwen“!!!

Nach ein paar Minuten erschien Ronny erneut auf der Bildfläche – diesmal im Büro. Gotcha!

Den Morgenmantel hatte er gegen einen schwarzen Einreiher mit weißem Hemd und einem seidenen Halstuch getauscht. In der Hand hielt er eine elektronische Banknoten-Zählmaschine und in der anderen einen grauen Müllsack. Beides platzierte er auf dem Schreibtisch und setzte sich dann in seinen schwarzen, ledernen Chefsessel. Jetzt beugte er sich unter den Tisch (wohl um den Stecker der Maschine einzustöpseln), kam nach kurzer Zeit wieder zum Vorschein, und ich hatte seinen Kopf direkt im Fadenkreuz meines Zielfernrohres. ..

Doch plötzlich stand er wieder auf und ging wohl zur „Couchecke“, wobei er sich aus dem Schussfeld bewegte.

Ich entschied mich, noch abzuwarten und nicht auf ein bewegliches Ziel zu schießen.


Er kam nach wenigen Minuten mit einem Whiskeyglas in der Hand zurück, setzte sich wieder und zündete sich die obligatorische Pfeife an.
Ich hatte ihn wieder im Visier.

Perfekt! – Ein fast unbewegliches Ziel.

Ich habe mir mit der Zeit angewöhnt, bei Jobs immer von 3 rückwärts zu zählen und bei „0“ dann den Atem anzuhalten (ich nenne letzteres immer die „Bundeswehr-Technik“).

Jetzt musste ich ruhig bleiben, doch ich spürte Hass in mir aufsteigen: Die Bilder aus der Ukraine, und besonders die der schreienden Kinder, kamen in mir hoch. Für einen Moment sah ich auch die toten Augen Yekes, meines ersten Opfers, dann die schwerverletzte Monique …und mein brennendes Haus!

Ich schloss die Augen, versuchte das Feuer zu bekämpfen, ich musste wieder zu Eis gefrieren!

Also zwang ich mich, mich nur auf den „Job“ zu konzentrieren, allerdings hatte ich diesmal keinen kompletten „emotionalen Winter“:

„3“ - „Vom Saulus zum Paulus, hah?“

„2“ - „Nein! Paulus hat heute frei!“

„1“ - „…und der liebe Gott schaut heute gerade nicht hin – er spielt mit seinen Kindern!“

„0“ - Atemstillstand bei mir.

- Herzstillstand für Ronny. Es ist vorbei.

Danach habe ich einen wunderschönen Blumenstrauß gekauft und bin ohne weitere Umwege direkt zu Monique ins Krankenhaus gefahren. Ihr Gesicht sah wieder ein bisschen menschlicher aus. Zuerst erkannte sie mich nicht, denn sie hatten ihr wohl starke Schmerzmittel gegeben.

Ich setzte mich neben das Bett und nahm ihre Hand in die meine.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Richtige getan habe, aber ich begann zu reden.

Während meiner fast einstündigen Offenbarung hatte Monique den Kopf zu meiner Seite gedreht und starrte mich mit leerem Blick an. Hin und wieder erweiterten sich ihre Pupillen. Von Zeit zu Zeit musste ich stoppen, weil sie mich mit opiatgeschwächter Stimme nach einem Schluck Wasser fragte. Ansonsten verlor sie kein einziges Wort.
Als ich meine Beichte beendet hatte, bemerkte ich, dass ihr eine Träne die Wange herunterlief…

Das erste Mal in meinem verpfuschten Leben habe ich mich einem anderen Menschen anvertraut, erzählt, was ich böses in meinem Leben gemacht habe.
Es war ein beklemmendes, aber gleichzeitig auch befreiendes Gefühl.

Mir ist aber auch bewusst, dass ich jede Chance auf eine „Absolution“ verwirkt habe! Und sollte es einen Schöpfer geben, dem ich eines Tages entgegentreten muss, dann ist mir nur eins sicher: die ewige Verdammnis!

Ich habe Monique zum Abschied noch zärtlich auf die Stirn geküsst und ihr einen Zettel mit „Komm bald nach, Schatz! – Ich liebe dich!“ unter das Kopfkissen geklemmt.

Dann ging ich zurück ins Hotel und habe gepackt.

23.09.2002

Ich bin jetzt ca. 10 Tage zurück in Bordeaux. Das Wetter ist sehr schön und meine Laune hat sich gebessert. Auch wenn die finanziellen „Rücklagen“ mir ein Leben im Ausland ermöglichen und mich somit durch den Aufbau eines legalen Geschäftes vielleicht vor dem Knast bewahren, so denke ich doch oft mit Unbehagen an die Zukunft. Ich werde sehr lange im Ausland bleiben müssen und eigentlich vermisse ich Deutschland schon jetzt ein wenig.

Auch habe ich bemerkt, dass ich ohne Kokain ausgeglichener bin und mir fest vorgenommen „clean“ zu werden.

Monique ist mir leider nicht gefolgt und lebt jetzt wieder bei ihren Eltern. Die Telefonate mit ihr werden immer seltener. Sie ist schon mehrmals von der Kripo verhört worden. Sie weint nur noch selten und ich glaube auch, dass sie mich nicht verpfeifen wird.
Allerdings hat sie mir nicht verziehen.

Ich habe ihr angeboten noch etwas Geld zu überweisen, aber das hat sie abgelehnt. Auch wollte ich ihr meinen Mercedes schenken; sie hat das Auto zwar „pro forma“ angenommen, den Verkaufserlös aber dann einer wohltätigen Organisation gespendet.

Ich habe sie verloren, alle Liebe zerstört!

23.10.2002

Nächste Woche kann ich mein neues Appartement im Westviertel der bordellaisen Wein-Metropole beziehen.

Habe heute in der Hotelbar eine nette Blondine mit strahlend blauen Augen kennen gelernt. Ich bin nicht so der „Anbagger-Typ“, deshalb bin ich dankbar, dass sie mich angesprochen hat. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch.


Morgen Abend bin ich mit ihr zum Besuch des kleinen Kasinos, das direkt gegenüber dem Hotel liegt, verabredet. Und danach?
Hey – mal schau´n!

Allerdings ist selbst mir an ihrem Französisch ein Akzent aufgefallen – muss eine Osteuropäerin sein: eine Tschechin vielleicht oder eine Russin?

Egal!
Auf jeden Fall freue ich mich auf eine hoffentlich sehr prickelnde Nacht…

Ab hier reißen die Aufzeichnungen plötzlich ab.


© 2006 Francis Craig (Frank T. Flachmeier)